918 6. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. Nolhwendigkeit. Auch Karl Cmanucl, der das Herzogthum Mailand als Preis seiner Mitwirkung davon zu tragen hoffte, muhte sich mit einer geringeren Beute begnügen. Er erhielt Novara und Tortvna und später noch siebenundfünzig günstig gelegene Rcichslehen. Außer Frankreich hatte Niemand mehr Ursache zur Zufriedenheit über dieses Abkommen als Stanislaus, für dessen sanfte, menschenfreundliche Gcmüthsart und energielose Natur die neue Herrschaft viel mehr geeignet war als der Schattcnthron in einer von bürgerlichen Stürme» umtosten Adclsrepublik. Bald darauf starb der letzte Mediceer und nun konnte die Wiener Uebereinkunft in einen definitiven Frieden verwandelt werden. So wurde ein deutsches Rcichsland ohne Mitwirkung der Fürsten und Stände an 173«. Frankreich abgetreten. Der Reichstag, dessen Einwilligung man nachträglich der Form wegen einhvlte, dankte dem Kaiser für seine „Unsichtigkeit in diesem sc nöthigen als nützlichen und heilsamen Friedensgeschäft" und dem Herzog von Lothringen für seine „aus Friedensliebe gefaßte großmüthige Entsagung". Frank reich aber erlangte ohne alle eigenen Opfer das schöne Herzogthum, nach dem cs seit zwei Jahrhunderten getrachtet hatte. Doch erst durch den Frieden von Lünc- ville wurden die letzten Verbindungssüden Lothringens mit dem deutschen Reich zerschnitten. — Noch ueunundzwanzig Jahre regierte hierauf Stanislaus, ein großer Gönner der Jesuiten, mit dem Titel eines Königs in Lüncville und Nancy, geliebt und geehrt von seinen Unterthanen, ein Wohlthäter der Armen, ein Be förderer der Künste und Wissenschaften, ein Verschönerer der lothringischen Städte. Polen dagegen ging unter Friedrich August III. seiner völligen Auflösung cnt- i'bv. gegen. Der sogenannte Pacificalionsreichstag erklärte jeden für infam oder vogelfrei, der fremde (also auch sächsische) Heere ohne besondere Bewilligung der Republik ins Königreich führen würde, und verschärfte aus Besorgniß, der König möchte für den Glauben seiner Jugend noch einige Neigung haben, die harten Dissidcntengcsetze. „Kaum sollte man überhaupt ein Rcgcnicnlebcn dieser Art, wie König Augusts III. war, eine Regierung nennen; denn der regiert doch nicht, der blos durch sein körperliches Dasein wirkt? Mißhelligkeiten der großen Familien arteten unter ihm bis zu wahre» Fehden aus. Die roheste Uucultnr des Mittelalters herrschte unter dem allgemeinen Hansen der Nation, und die Großen, deren einzige Cultur oft kaum nur ans Reisen nach Frankreich entsprang, konnten selten Patriotismus oder wahren Charakter haben; denn wie sollte Patrio tismus oder kraftvoller Geistescharakter bei der Erziehung entstehen, die sie ge wöhnlich genossen, oder bei der eitlen, unthätigen, schwelgerischen Lebensart sich erhalten, die unter den Edelsten ihrer Art fast allgemein herrschend war!" D« der König und sein Minister Brühl sklavisch um Rußlands Gunst buhlten, so wurde der Einfluß dieses drohende» Nachbarstaates immer mächtiger in Warschau.