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IV. Der Norden und Nordosten nach Karls XII. Tod. 915 dein auf einer Reise in Italien gleichfalls zur katholischen Kirche übergetrctenen Kurfürsten Friedrich August von Sachsen, die väterliche Herrschaft zu übertragen; sie bildeten eine Confödcration und gaben sich das Wort, nur einen Eingebornen sPiasten) zu wählen. Unter diese» Umständen fiel es der französischen Regierung, für welche die Polen von jeher große Sympathien hegten, nicht gar schwer, durch Geld und Jntriguen die Mehrheit der Wahlberechtigten, vor Allen den Fürsten Primas Potocki, zu bestimme», daß sie den ehemaligen König Stanislaus Les- czinski wieder auf den Thron riefen. Wir wissen, welche Schicksale dieser Fürst nach dem Umschwung der Dinge in Polen erfahren hatte, bis die Vermählung seiner Tochter mit Ludwig XV. von Frankreich ihn aus aller Noth befreite. Troß der Bemühungen Oesterreichs und Rußlands, die für den sächsischen Be werber einstanden, theils um Frankreichs Einfluß von Polen und Deutschland fern zu halten, theils weil der neue Kurfürst beiden Höfen Erfüllung ihrer Wünsche in Aussicht stellte, dem russischen die Belehnung Birons mit der Her zogswürde in Kurland, dem österreichischen die Zustimmung zu Karls VI. prag matischer Sanction; wurde Stanislaus von der Mehrheit der polnischen Adcls- gcmeinde auf dem rechtmäßigen Wahlfcldc zu Wola als König ausgeruscn. AS-pe. Aber auch die Anstrengungen, welche Oesterreich, Rußland und Sachsen gemacht, waren nicht erfolglos geblieben. Fünfzehn Senatoren und etliche hundert Adelige hatten sich bereit finden lassen, dein deutschen Bewerber ihre Stimmen zu geben. Unter dem Eindruck eines russischen Heeres, das General Lasch nach der Borstadt Praga führte, wählten sie einige Wochen später an einem andern Orte den säch- s. Oke. 1733. fischen Kurfürsten Friedrich August zum König von Polen. So war denn in der Republik wieder einer jener Wahlcouflikte eingetreten, A bei denen das Schwert und das Ausland die Entscheidung geben mußten. Wie friedfertig immer das Ministerium Fleury gesinnt war; es konnte den Schwie gervater des Königs, der auf die Kunde von seiner Wahl nach Warschau auf gebrochen war, bei seiner gerechten Sache unmöglich im Stiche lassen. Im Ver trauen auf französische Hülfe hatte sich Stanislaus in die Mitte seiner Anhänger begeben. Aber Frankreich war fern und Rußland nahe. Während Fleurv mit Spanien und Sardinien einen Kriegsblind schloß und auf die Weigerung des Kaisers, die polnische Königswahl anzuerkenncn und dem sächsischen Mitbewerber jeden Vorschub zu versagen, seine Hauptangriffe gegen Oesterreich richtete, fran zösische Heere über die Alpen und an den Rhein rücken ließ und erst im nächsten Frühjahr einige Schiffe mit Bewaffneten nach dem nördlichen Kriegsschauplatz schickte, war in Warschau Stanislaus' Schicksal schon entschieden. Außer Stande »nt seinen polnischen Anhängern der von russischen Heeren unterstützten Gegen partei erfolgreich widerstehen zu können, hatte er sich nach Dänzig gezogen, wo D-wr. rrss. er nicht nur an der Bürgerschaft und an der festen günstig gelegenen Stadt einen gesicherten Rückhalt fand, sondern auch der französischen Hülfe näher war. Allein weder die eigenen Kriegsmannschaftcn, die seiner Fahne folgten, noch die geringen 58*