Volltext Seite (XML)
856 O. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. der königlichen Entscheidung unterliegenden Dingen »nt Stimmenmehrheit schluß gefaßt werden solle. Die vormundschaftliche Aufsicht über die Sicherheit. Erhaltung und Erziehung des Thronerben war dem Herzog von Maine anven traut und die königliche Garde angewiesen, seinen Befehlen gehorsam nach,» komme». Ans diese Weise gedachte Ludwig sein Regierungssystci» noch über sei» Leben hinaus sicher zu stellen. Doch mochte er eine Ahnung haben, daß feint Anordnungen wie einst die seines Vaters umgestoßen werden könnte».^Wenigstens will inan aus seinem Munde die Aeußerung gehört haben: „So lange wir leben, vermögen wir alles was wir wollen, aber nach unserem Tode sind wir machtloser als Privatpersonen." „ Käthen gz war Zeit, daß der König sein Haus bestellte, denn schneller als irgend Köm»-. Jemand glauben mochte, nahte sein Ende. Trotz seines hohen Alters hatte Ludwig fortwährend einer kräftigen Gesundheit genossen und den Staatsgcschäftc» eine ununterbrochene Thätigkeit gewidmet. Neben den Arbeiten im Ministerralb hatte er nach gewohnter Weise an den Unterhaltungen und Festlichkeiten des Hofes Antheil genommen, sich mit Bauen beschäftigt, den musikalischen Aul' führunge» mit Interesse beigewvhnt, mit Frau von Maintenon und einein aus erlesenen Kreise begünstigter Hoflcute vertrauliche Gespräche geführt, seine religiöse» Pflichten gewissenhaft erfüllt, die trostlose Ocde in seiner Familie und am H»> durch regelmäßige Thätigkeit zu verbannen gesucht. Da wurde er iin Aug»i" von einer Krankheit befallen, die bald einen bedenklichen Charakter annahm. ^ ^ selbst fühlte, daß sein Ende nahe sei und sah dem Tode mit Gelassenheit u»d Fassung entgegen. Nachdem er seinen Urenkel ermahnt, mehr wie er »»> seinen Nachbarn Frieden zu halten, nahm er von der Gefährtin seiner letzte» Lebensjahre ruhig Abschied, da er sie ja doch in Kurzen: wieder sehen werde, und verschied am 10. September 1715, wenige Tage vor Vollendung scim'S 77. Lebensjahres. Risuljate Ludwig XIV. hat der Geschichte seiner Zeit den Stempel ausgeprägt; in der Regierung. Darlegung seiner Thaten, Unternehmungen und Schöpfungen, die wir in de» früheren Blättern versucht haben, ist das Resultat seiner Regierung, ^ Charakter seiner Politik, das Ziel seiner Bestrebungen enthalten. Auf de» von Richelieu und Mazarin angebahnten Wegen fortschreitend hat er die absolut Königsmacht ans eine Höhe geführt, daß alle Functionen des öffentlichen Lebe»' darin aufgingen, alle Organe des Staats, alle Factvren der Nation und Gesellst von ihr Impulse und Richtung empfingen. Dieses absolute System dauernd i" begründen, dem ganzen Staatswesen einen einheitlichen Charakter zu vcrleihc»- so daß es nur als Abglanz der monarchischen Herrlichkeit erscheinen sollte, der kirchlich, politisch und gesellschaftlich geeinigten französischen Nation c"t europäische Vorherrschaft zu erringen, das durch Grenzerweiterung vergrößert und befestigte Reich zu dem durch Waffen, Politik und Cultur in der Welt waltenden Lande zu erheben, war die Aufgabe, die er während seiner mehr »-