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836 O. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. der kluge beredte, aber hcrrschsüchtige, ehrgeizige und zweideutige Primas von Polen, der bei der letzten Königswahl so lange geschwankt hatte, auf welche Leite er sich wenden sollte, der die verschwenderische Pracht des Kurfürstcn-Köuigs mit neidischen Augen betrachtete und eine Thronvacauz, während deren ihm das interimistische Regiment nach der Verfassung zustand, gern gesehen hätte. Unter Febr. 1704. seine», Vorsitz vereinigte sich der Reichstag in Warschau zu dem Beschluß, König August habe die Krone verwirkt und es sei eine neue Wahl zur Besetzung des Thrones anzuorduen. Jin schwedischen Heerlager tauchte der Plan auf, man solle einem der drei Söhne Johann Sobieski's, welche auf ihrer schlesischen Herrschaft Ohlau wohnten, das väterliche Reich zuwcndcn. Karl ging auf den Vorschlag ein und knüpfte Unterhandlungen mit den Brüdern an. Allein August vereitelte das Vorhaben. Ueberzeugt, daß man in Wien über die Verletzung des neutralen Gebiets durch den alten Freund und Verbündeten nicht allzusehr zürnen werde, ließ er durch eine Anzahl verkleideter sächsischen Offiziere den Prinzen, als sie von Ohlau nach Breslau reisten, in einem Walde auflaucrn und die beiden ältesten nach der Pleißenburg in Leipzig und von da nach dem Königstcin in Haft bringe». Der jüngste, Alexander entkam nach Polen, konnte aber nicht bewöge» werden, die Krone anzunehmen. Cr selbst lenkte die Aufmerksamkeit Karls auf Stanislaus Lesczinski, Wojewoden von Posen, einen wohlwollendem gebildeten Edelmann von schlichter Lebensweise und rechtschaffener Gesinnung, aber wenig geeignet für die schwierige Lebensaufgabe, für die er auserschcn wurde. Dem Fürst-Primas war die rasche Wahl nicht nach dem Sinne; er hätte cs lieber gesehen, wenn die Thronerledigung und damit seine Reichsverweserschaft länger gedauert Hütte. Aber die Ungeduld Karls gestattete keine Verzögerung- i2.^Juli Schon im Juli wurde Stanislaus in einer von schwedischen Soldaten umstellte» Wahlversammlung zum König von Polen ausgerufen, das Vorspiel künftiger Vergewaltigungen. Im nächsten Jahr wurde der neue König durch den Bischt von Lemberg gekrönt, aber seine Stellung war darin» noch keineswegs gesichert, da nicht blos eine sächsische, sondern auch eine russische Partei seiner Erhebung entgegen war und sowohl August als Peter Alles aufbotcn, um den Schützling ihres Feindes zu stürzen. Nur durch das fortdauernde Waffenglück der Schwede» konnte Stanislaus gehalten werden. Der Zar suchte durch Hülfsgelder den Krieg in Polen zu schüren, damit er anderwärts freie Hand behalte. Tcr Kn-g in Durch die Unsicherheit der Lage in Pole» sah sich der Schwedenkönig zu eine!» die Haltung fortwährenden Umherziehen von eineni Ende des Reichs zum andern genöthigt- c»j. ^0 rückte er bald nach der Königswahl seines Schützlings auf höchst beschwerlich^ Märschen in Galizien ein und eroberte Lemberg. Dies benutzte August zu eine»' rasche» Zug nach Warschau. Er nahm die schwedische Besatzung unter Gener^ Horn gefangen und strafte die Hauptstadt für ihren Abfall. Stanislaus war glü» lich zu seinem Beschützer nach Lemberg entkommen. Als aber Karl auf die K»»^ von den Vorgängen in Warschau der Wcichselstadt eilig zu Hülfe zog, mußte da§