I. Der spanische Erbfolgekricg. 791 Clientelfürsten auf den Thron erheben, damit beide Königreiche im Interesse Frankreichs regiert würden. Schon waren die Verhandlungen mit den General- slaaten und dem Kaiser so weit gediehen, daß die „große Allianz" zwischen den ^Sepr. drei Mächten zu Schutz und Trutz im Haag abgeschlossen werden konnte, ein Ercigniß von größter Tragweite für das Staats- und Gcsellschaftsleben Europa's im achtzehnten Jahrhundert. Da das torystische Unterhaus nicht feurig genug in die Kricgsposaune stieß, so ergingen Adressen an den König: „wenn er dabei beharre, das Land vor Papstlhum und Sklaverei zu retten, so wolle man ihm Leute in das Parlament schicken, die ihm zur Seite zu stehen entschlossen wären." lind Wilhelm kaiü dieser Stimmung entgegen: mit Billigung der Mehrheit des Geheimen Rathes sprach er die Auflösung aus. Am Ende des Jahres konnte er eine Versammlung eröffnen, die mit ihm Hand in Hand zu gehen bereit war. Die ganze kaufmännische Welt, welche sich in ihren commerciellen Interessen be droht glaubte, war bemüht gewesen, die Wahlen im nationalen Sinne zu lenken. Die beiden ostindischen Compagnien hatten angesichts der großen Gefahren ihren Frieden gemacht. In seiner ersten Sitzung faßte das neue Parlament den Be- Jan. irvr. schluß, der junge Prinz habe sich durch die Annahme des Titels eines Königs von England des Hochverraths schuldig gemacht, und bedrohte mit schweren Strafbestimmungen jede Verbindung mit ihm, jede Anerkennung oder Ver teidigung des angemaßten Rechtes in Schrift oder Rede. Zugleich beschloß das Haus Kriegsmannschaft für Flotte und Landheer auszurüsten, fremde Truppen in englischen Dienst zu nehmen und den König in Stand zu setzen, alle durch seine Allianzen mit den Lontinentalstaaten ihm obliegenden Verpflichtungen zu erfüllen. Wie vor dreizehn Jahren lagen die Geschicke des britischen Reiches und Mlh.m. eines großen Theils von Europa wieder in der Hand des Oraniers. Mehr als je feierte man ihn in England als „Volkskönig", als den Wiederhersteller des alten Rechts, kraft dessen der Wille der Nation, in seinen legalen Organen aus gesprochen das oberste Staatsgesetz sei; auf dem Fcstlande erblickte man in ihm den Retter gegen französische Vergewaltigung. Da schnitt das Schicksal seinen Lebensfaden entzwei. Eine Verletzung am Arme in Folge eines Pferdcsturzes auf der Jagd zog ihm ein Fieber zu, das ihn im zwciundfünfzigstcn Jahre ins Grab stürzte. „Hätte man diesen Geist in einen gesunden Körper verpflanzen können zum Heil der allgemeinen Sache"! rief Sophie Charlotte von Preußen bei der Todesnachricht aus. Es war das richtigste Urtheil über den Mann. Bon krankhafter Anlage, hager und blaß, hat er doch durch die Kraft seines Geistes und Willens alle Schwierigkeiten überwunden. Obwohl die Engländer dem wortkargen, ernsten, nur den Staats- und Kricgsgeschäftcn lebenden deutsch-holländischen Fürsten nie Liebe und Sympathie empfanden, so waren sie 'b»> doch zmn höchsten Dank verpflichtet. Cr vor Alle» hat den parlamentarischen Rechts- und Verfassungsstaat des Jnselreiches begründet. Seine welthistorische