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790 6. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. IS. A»g. 1701. Vorgänge am Stuart- schen Hof« »onSl. Ger- main. 17. <«> Scpt. 1701. ArieqSlust in England. Schlöffe zu Heidelberg die Hand zum Ehcbund reichte, war sie in sehr bescheidene Ver hältnisse cingctretcn; ihr Gemahl war nur Administrator des Bisthums Osnabrück. Aber das Glück begünstigte ihn. Er erlangte nach dem Ableben seiner altern Brüder das herzogliche Gcsammtgebiet und erwarb im Jahre 1692 von dem Kaiser den Rang eines Kurfürsten. Als die Gesandtschaft der hochbejahrten Dame die Urkunde über reichte, wodurch ihr und ihren Nachkommen die Anwartschaft auf den englischen Thron zugesichert war, bemcrktcn die Anwesenden mit Bewunderung wie lebenskräftig und geistesfrisch sie noch immer austrat. „Auf ihren gelehrten Freund Lcibniz »rächte die allgemeine Verflechtung der Verhältnisse Eindruck. Möge nur vor Allem, sagte er, auch im deutschen Reiche das Erforderliche geschehen, um die übcrgreifende Macht zu zügeln, welche der ganzen Welt Gesetze vorschreibcn will." Noch immer schien die Erhaltung des Friedens möglich: Noch verweilte der englische Gesandte, Lord Manchester in Paris; »och bestritt man nicht die Bourbonsche Thronfolge; noch bestand'kein Bündniß mit dem Kaiser. Cs lag noch immer in der Hand des französischen Monarchen, seinem Enkel die spanische Krone zu sichern: er durfte nur den Holländern und Engländern be ruhigende Zusagen in Betreff des südamericanischen Handels und der Unab hängigkeit Spaniens geben. Daß der Kaiser den Krieg bereits auf eigene Hand begonnen und österreichische Truppen über die Alpen gesandt, war für die See mächte nicht maßgebend, der Kriegsbund war ja noch nicht abgeschlossen. Da trat ein Ereigniß ein, welches die englische Nation im tiefsten Herzen berührte, der Tod Jacobs II. Stuart und die Anerkennung seines Sohnes durch Lud wig XIV. Während Wilhelm III. mitten in der Weltbewegung stand, hatte sein Schwieger vater und Vorgänger Jacob II. oft die schweigsamen, in strengster Abgeschlossenheit dahinlcbcndcn Mönche von La Trappe in ihrem Kloster besucht und in dem Umgänge mit den ascetischen Ordensleuten sich von der Nichtigkeit aller irdischen Dinge überzeugt. Ein Schlaganfall, von dem er schon im März in der Kapelle von St. Germain be troffen ward, ließ sein nahes Ende erwarten. Man berieth in Versailles, wie ma» sich im Falle seines Ablebens verhalten solle. Die Vorsichtigen riechen, man solle keinen Entschluß fassen so lange Wilhelm III., dessen Leben bei seiner zerrütteten Gesundheit nicht mehr lange dauern könne, noch auf dem Throne sitze. Allein die Vorkämpfer der Legitimität, an ihrer Spitze der Dauphin, waren der Meinung, die Ehre Frankreichs und des Königs verlange, daß man nach dem Tode Jacobs II. den Rang und die Rechte auf den Sohn übertrage. Und so geschah es auch. Dem sterbenden Stuart verkündigte Ludwig XIV. selbst mit innerer Bewegung, daß in St. Germain Alles in dem bisherigen Zustande verbleiben und der Prinz von Wales die Stelle des Vaters einnehmen solle. Am folgenden Tage ging Jacob II. Stuart aus dem Leben und ei» Manifest verkündete der Welt, daß Jacob III. der rechtmäßige König von England, Schottland und Irland sei. Alle Parlamentsbeschlüsse in Beziehung auf die englische Thronfolge wurden somit für nichtig erklärt. Nun brauchte der Oranier nicht mehr zum Krieg zu spornen: die ganze Nation, mit Ausnahme der Jacobiten, stieß einen Schrei der Entrüstung aus, daß der Machthaber in Versailles sich in die inneren Angelegenheiten des Insel' staats einmische. Wie in Madrid einen Enkel so wolle er in London eine»