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766 k. Literatur und Geistesleben. und Hcldcn- Geschichte" Arminius und Thusnelda, „um seine weitläufige GelehrsamkÄ klüglich anzuwcnden", ein wahres Archiv wissenschaftlicher Kenntnisse und Kuriosität»' aus Geschichte, Antiquitäten, Geographie und andern Gebieten in leidlichem Deutsch Der Roman wurde als Rahmen benutzt, um eine Masse von gelehrten Notizen anz»' bringen, wie wir bereits bei Zescn erfahren haben. Besonders bediente man sich g"» dieser Form zu Beschreibungen ferner Länder und Sitten, zu Schilderungen fremder Käl ter. Die „Asiatische Banise oder blutiges doch muthigcs Pegu" von Anselm von Zug' l er und Klipphauscn aus der Lausitz, worin ein geschichtlicher Anhaltspunkt zu cim' Schilderung der ostindischen Welt in bombastischer Sprache verwerthet ist, war lange Zeit ein Lieblingsbuch, und auch Happel's Romane, die bald nach China und in die östliche» Jnselreiche führen, bald in der Grimmclshausenschen Manier deutsches Volks-, Fürste»' und Studcntcnleben schildern, wurden viel gelesen, bis beide Gattungen durch die Roln»- ier2—IrÄ* soeben verdrängt wurden. Aus diesem polyhistorischen Irrwege suchte Christian Weise, Rector in Zittau, ein in allen Gattungen der Literatur thätiger Schriftsteller, den Rom»» zu befreien, indem er ihn wieder auf den Boden der Gegenwart zurücksührte, zum Rahme» für nützliche Belehrung und Besserung, zu einer Schule der Weisheit und Sittcnlchre -» machen suchte, in einer Form, die das Studium und die Nachahmung der Philandrischc» und Simplicianischcn Schriften erkennen läßt. In einer Reihe von lehrhaften hum»' ristisch- allegorischen Romanen: („Die drei Hauptverdcrbcr in Deutschland von Sig»» Gleichviel"; „die drei ärgsten Erznarren, und die drei klügsten Leute in der ganzk» Welt"; „der politische Näscher" u. a.) bekämpft Weise die Nebel und Mißstände dcö Tages, Unglaube, Hochmut!), Modcsucht, die Machiavcllischc Politik u. A. und s»A an der Hand der alten Philosophie, besonders des Epiktet gesundere Lcbcnsanschauungc» und Grundsätze zu .erwecken, den Roman zu einer Sittcnschule für das Staats- u»ä Privatleben zu erheben, Schriften die mehr wegen ihrer löblichen Tendenz als wcgs» ihres Stils und ihrer Sprache sich empfehlen. Aber trotz der steifen, unbeholfenen»!> schwülstigen Darstellung wurden die Wcise'schen Lchrromane, in denen hier undd» empfindsame Lieder in volksthümlichem Sprachfluß eingcstrcut sind, viel gelesen u»b gaben den Anstoß zu einer Uuth von „politischen" Romanen, die durch ihre Plattheit und Trivialität die ganze Gattung in Mißcrcdit brachten. 6. Dramatische Dichtung, gryphius. Die zweite schlesische Schule. Weise war nicht blos Romanschriftsteller; er war auch lyrischer und dramatischer Poesie. Dichter. In seiner Liedersammlung: „Ucberflüssige Gedanken der grünenden Jugend" schlägt er im Gegensatz zu der „Cavalier-Pocsie" der Breslauer Herren einen kecke» frischen Ton an, bald derb naturalistisch, bald verständig praktisch, bald, wie bes»m ders in einer andern Sammlung : „Nothwendige Gedanken der grünenden Jugend" lehrhaft und trivial. Mehr Originalität entfaltet Weise in seinen Lustspielen, von dem» manche, wie „die triumphircnde Keuschheit, Lustspiel mit Pickelhäring", die ins Rom»»' tische übertragene Geschichte von Joseph (Florctto) und der Frau des Potiphar, not»»' lichcn Witz, wenn auch mitunter gemein und niedrig in sich tragen. Dabei hatte ec die löbliche Absicht, den Schülern „die deutsche Zunge zu lösen". — Uebrigcns zeigt dü dramatische Dichtung am deutlichsten, wie gering die poetischen Kräfte der Zeit und >»>' eng und niedrig insbesondere die Begriffe vom Wesen des Drama waren: „Wie de» Roman, so ward auch das Schauspiel als ein Lebensspiegel angesehen und nur als ciM Schule weltlicher Weisheit geduldet". Belehrung aller Art wurde auch hier angestrebt - die Schäferschauspiele der Pegnitzdichtcr waren in Gespräche umgcsetzte Schüfcrrom»»^ oder Singspiele mit religiös-allegorischem Inhalt; die biblischen Dramen Zesi"'