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III. Deutsche Wissenschaft und Dichtung. 763 a Mann, gemein ! und Er- > evelchcm nee Reihe heiinlchre i Schilde- i vvn häß- idenschaf- ! een Laster ^ t nicht in ' andern er iagcs, die cnschaftcn hrten mit dasHös- »eiten, die ler Vision beiden die I ie deutsche . Beson- s mit der s den" wer- I :n und in een Mann ' das Un- uchtct zu! !" Seine d Redens- der Zeit ; als Nach in seinem rkung von eiten Ver- lucianische Rcgenten- Sancta tcn VolkS- l „Pfer-kS uvart und ! turschrist- :rcn seiner rissen", ft hcn Possen ben, seine irzählung, >cken, seine eine Kunst epigrammatische Wirkungen durch Spannung und Täuschung der Erwartung hervor- zubringcn, seine ganze burleske Manier angewandt auf lauter Kleinlichkeiten, und nirgends Vvn einer Erkcnntniß der Grundfehler seines Volks und seiner Wiener Gemeinde oder seiner Zeit ausgehend — Alles macht einen so ungeschlachten Wust aus, daß man schon große Freude an aller Art Schnurrpfeifereien haben muß, um nur diesen zu Ge fallen, für die diese Werke allerdings eine große Fundgrube sind, sic durchzublättcrn." Das Soldatcnlcbcn, von dem Philander von Sittcwald einzelne Umrisse gegeben, bildet die Unterlage eines andern viclgclcscncn Volksbuches jener Zeit, des Romans „der Siim-u-üi>- Abmtcucrlichc Simplicissimus d. i. Beschreibung des Lebens eines seltsamen Vaganten""^' genannt Melchior Sternfcls von Fuchshcim". Der Verfasser Christoffcl von Grim melshausen, zuerst Soldat, dann Amtmann zu Renchcn im Schwarzwald verbarg ssch unter verschiedenen Namen, als Samuel Greifenson von Hirschfcld, als German Schlcifhcim von Sulsfort u. a. Wenn man bei Gocdckc die Ausgaben, Fort- schungen, Bearbeitungen und Nachahmungen überblickt, eine Titelrcihe von mehr als dreißig Werken, so erhält man einen Begriff von der Verbreitung und Bedeutung des Buches, in welchem an den Schicksalen eines Abenteurers und Glücksritters die tiefbe wegte Zeit des dreißigjährigen Krieges in allen Erscheinungen und Wcchselfällcn an schaulich gemacht wird; ein wahrhcitgetreucs Bild der Geschäftigkeit, Unruhe und Reusüchtigkcit jenes Geschlechtes. Alle Seiten und Ausgeburten jenes vielgestaltigen Lebens lernen wir in dem Roman kennen, bald mit mehr bald mit weniger Kunst der Einzeldarstellung: das wilde Landskncchtlcben mit seinen Abenteuern, seiner Spiel- wuth, seiner Rauf- und Raublust; den Aberglauben mit Tcufclspuk, Hexen- und Lauberwescn; die unmenschliche Entartung, die besonders in dem dämonischen Böse- Wicht Olivicr ergreifend geschildert ist; den Mangel an aller Loyalität und Treue im Soldatcnstand, und den Wechsel des Dienstes nach äußeren Umständen; daneben das üppige und frivole Wvllustlebcn in Paris, das schon das leichtfertige Treiben der Fronde ^kennen läßt. — Auch der Simplicissimus ist einem spanischen Muster nachgebildet: Wir.haben früher jene eigcnthümliche Gattung von Dichtung kennen gelernt, die unter dem Namen picarischer Romane ihren Lauf durch die Welt machte, und in Frankreich ö"rch Lesage zur Lieblingslcctüre wurde, einen Lazarillo, einen Guzman de Alfarachc !X, 74, XI, 271). In Form einer sclbstcrzähltcn Lcbcnsgeschichtc wird darin ein bunt- ftrbiges Gemälde von wunderbaren Lebcnsschicksalen und Abenteuern entrollt. Die Hkldcn sind Glücks- oder Unglückskinder, die aus den unteren Ständen empor oder aus dm oberen herabkommcn, in der Welt umhcrgcworfen werden, alle Lcbcnsverhältniffe durchmachen, sich durch Schelmereien aus bedrängten Lagen helfen, durch die Noth klug uud gewürfelt aber selten weise werden. Keine Zeit bot mehr Stoff zu solchen Lebens- issmiildm als der dreißigjährige Krieg, wo die Wirklichkeit selbst so viele Beispiele von örußem Glückswcchscl, von Umkehrung alles Bestehenden, von jähem Sturz und plösi- uchcm Emporsteigcn darbot, wo Vornehm und Gering oft ihre Rollen tauschten, Herr und Diener in vertrautem Verkehr lebten. Die deutsche Literatur hatte bereits ein Urbild eines solchen Abenteurerlebens in den Denkwürdigkeiten des schlesischen Ritters ?»ns von Schweinichen, der am Ende des sechzehnten Jahrhunderts in Begleitung ^ Herzogs Heinrich von Licgniü als Vagabund, Zecher, Raufbold und Schuldcnmachcr "u Reiche herumzog, ein fccibeuterisches und dem Faustrccht entsprechendes Leben führte, i^uc Ausschweifungen und liederlichen Streiche offen erzählte und bald stacke Kundschaft sftielt, da er sich „mit Saufen einen großen Namen gemacht". Aber erst mit dem ^'»Plicissimus wurde der „picarische Roman" eingebürgert und volksthümlich.