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II. Philosophie. 727 Treibens seine »leisten Schriften verfechte, sowohl die Abhandlungen in französi scher Sprache, „philosophische Essays" genannt, als die zwei lateinischen Haupt werke: »Nsäitationes äs xriirm pbiloaopbia» und »Urincizna z-bUosopbise«. Im Jahre 1049 folgte er einem Rufe der Königin Christine nach Stockholm. In dieser Stadt des Nordens fand er nach einigen Monaten seinen Tod, seine Gebeine wurden in der Folge nach Paris gebracht und in der Genovefakirche beigesctzt. Descartes kannte die philosophischen Lehrmeinungen des Alterthums aber unbefriedigt von den Resultaten schloß er sich an kein System unbedingt an; in so fern durfte er mit Recht die Ehre der Originalität in Anspruch nehmen, auf die er so großen Werth legte. Dabei ist jedoch nicht zu verkennen, daß er von fremdem Gute sich Manches ungeeignet hat, aber die Art wie er eS ver- werthete, wie er die Gedankensplitter Anderer mit den Gebilden des eigenen schöpferischen Geistes zu einem kühnen und großartigen Lehrgebäude geschickt und harmonisch zu verbinden verstand, hat ihm den verdienten Ruhm eingetragen, als Vater der modernen Philosophie gefeiert zu werden. Descartes begann mit dem Zweifel: „Alles was die denkende Vernunft nicht geprüft hat, sind Meinungen, die wir entweder unter den» Einfluß der Erziehung, unter fremder Autorität oder unter dem Eindruck der Sinne ausgenommen haben.. Mithin dürfen wir solche Meinungen nicht als Erkenntnisse betrachten, denn wir haben keine Bürgschaft dafür, daß sic wahr sind". Von allen solchen überkommenen Meinungen sich durch kühne Skcptik losmachcnd suchte er nach einem Fundamente zu einem neuen Lehrgebäude. Da stellt sich ihm der Zweifel selbst als ein Grund- und Eckstein dar, die Gewißheit des Zwesfels gilt ihm als feststehend; wo aber Zweifel ist, -ist Denken und Selbstbewußtsein. Von diesem Denken und Sclbstbewußtsein ausgehend schließt Eartcsius, iq folgerichtigem logisch-mathematischen Gedankengang, auf die Existenz der denkenden Substanz, der Seele mittelst des berühmten Satzes: „Ich denke, also bin ich" seoßito srZo sum). Was nun dieser denkenden Substanz, der Seele oder dem Geist als klar und deutlich Gedachtes inncwohnt, muß wahr sein. Dahin gehört vor Mein die Idee von einem höchsten vollkommenen Wesen, die eine angcbvrnc sein müsse, da nicht der unvollkommene Mensch , sondern nur Gott selbst der Urheber davon sein könne. So folgert denn der Philosoph aus dem Vorhandensein der Vorstellung von einem absolut vollkommenen Wesen in der menschlichen Seele die Existenz eines solchen Wesens, ohne welche die Vorstellung nicht möglich wäre. Aus der der Seele eingcbornen 2dce Gottes schließt er auf. das Dasein Gottes und aus dem Bewußtsein der Endlich keit des eigenen Ich auf die Wirklichkeit einer unendlichen Substanz. Und wie er aus einer der Seele eingcbornen Vorstellung oder Idee die Existenz Gottes beweist, so aus den übrigen Ideen der Dinge, die wir klar und deutlich erkennen, die wirkliche Existenz auch dieser. Den Gegensatz zu der denkenden Substanz bilden die körperlichen Substan- ifn, welche Descartes aus einer Urmaterie sich entwickeln läßt, die nichts anders sei als die reine in Thätigkeit begriffene Ausdehnung. Geist und Materie sind ihm ganz hetc- Awc Wesen, die nicht auf einander einwirken können, eine dualistische Welt ohne Mtelstufcn und Verbindungsglieder. Nur durch eine fortwährende Assistenz oder Bei gste Gottes lasse sich der Zusammenhang zwischen körperlichen und geistigen Erschei nungen, eine Wechselbeziehung zwischen Leib und Seele erklären. „Gott ist das Prinzip ^ objektiven Crkenntniß und der materiellen Bewegung; er ist für den Geist die an-