k'. Literatur und Geistesleben. die feine Kunst gelernt, die Erlebnisse des Tages und die Persönlichkeiten der großen Welt in zierlichen Briefen zu schildern. Auch die pikante Form und die redselige Medisance, womit der Graf von St. Simon seine Erfahrungen, die Begebenheiten und die Männer und Frauen seiner Zeit in seinen Denk würdigkeiten vorführt und abschildert, ist ein Reflex des Hof- und Salonlcbcns. Selbst die Trauerreden eines Bossuet sind nur ein Abbild des künstliche», und rhetorischen Pathos, das zeitweise unter der weltmännischen Feinheit und Eleganz verborgen lag, und die academischcn Reden eines Föntenellc waren nur Panegyrikeu in gewandter Sprachkunst und fließendem Periodcnbau. Auch die bildnerische Kunst, wie sic unter den Händen eines Lcbrun und seiner Genossen sich entfaltete, strebte nicht nach dem Idealen, sondern diente nur de>» Geschmack der Zeit und der Verschönerung des äußeren Lebens. Claude Lor- rain hat seine sinnigen seelenvollen Stimmungs- und Landschaftsbilder in Italien geschaffen. Die Männer der Wissenschaft verwendeten ihre Thütigkcit auf Erfor schung des Alterthums oder des Mittelalters, indem sic die historische Vergangenheit in Kirche und Staat zu ergründen und an der Hand neuer aus Archiven und N- bliothcken zu Tage geförderten Documente zu beleuchten suchten; eine kritische Be- urthcilung der Zeitgeschichte, wie sicMezeray beabsichtigte, fand keine Gnade i» den Angen der Regierung. So strebte denn auch die Geschichtschreibung unter dc» Händen eines Varillas und Vertöt mehr nach dem Ruhm schöner coulantcr Darstellung als nach Wahrheit und ernster Belehrung. Nur die cxactcn Wisse»' schäfte», die Mathematik in ihrer reinen und angewandten Gestalt feierten wie die Poesie ihr goldenes Zeitalter. Dagegen wandten die selbständigen Geister, die auf dem Gebiete philosophischer Forschung ihre eigenen Wege suchte», ihm» Vaterlande den Rücken, wenn sie nicht wie Pascal und die geistreichen Männer von Portroyal ihre Opposition durch religiöse Mystik und Resignation ausglcichc» wollten. Descartes, der Begründer der neueren speculativen Philosophie, der in dem monarchischen Königthum Ludwigs XIV. und dem absoluten Staals- wesen nicht den Abglanz und Wiederschein der göttlichen Weltordnung zu er blicken vermochte, schlug die Werkstätte seiner Gedankenthätigkeit in Holland auf; desgleichen Pierre Bayle, für dessen skeptische und kritische Vcrstandesarbcit i» dem katholischen Frankreich kein sicherer Raum war. Das Zeitalter des große» Königs duldete nur solche Geister, die als dienende Wcrklcute sich bei dem Aufbau und der Ausschmückung des einheitlichen monarchischen Rcichsorganismus ver wenden ließen. Widersprüche und Dissonanzen wurden ferne gehalten. 2. Die französische Äcademie und das Drama. Die Acade- Wir haben in früheren Blättern (X, 706 ff.) den Einfluß der klassischen Literatur französische des Alterthums auf die französische Poesie und Darstcllungswcise nachgcwiesen. Dieses Sprache, mge Anschlüßen an die antiken Formen und Dichtungsarten verblieb der französi schen Literatur auch dann noch, als durch Richelieu's Akademie, deren Entstehung a ri d s> v 8 l, 2 8 » d h ei v ik d T d e> »