ü. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. deutscher Weise eingerichtet. Vor Allein war Peter bedacht, das Heerwesen ganz nach europäischein Muster unizugestalten: Die Strelitzen wurden nach und nach aufgelöst, das Aufgebot des Adels und der Bojarcnkindcr nur auf Nothfällc be schränkt. Die Hauptkriegsstärke bestand in den neuen Trnppenkörpern, die au» den von den Gutsherren und der Geistlichkeit nach Maßgabe ihrer Hofstätten oder Feuerplütze zu stellenden Recrutcn gebildet und von ausländischen Offizieren nach europäischer Weise eingcnbt wurden. Den ersten Rang nahmen die beide» Garderegiinenter ein, die Zierde der russischen Militärmacht. Dem regulären Heere waren Kosaken, Tataren, Kalmücken als bewegliche leichte Cavallerie bei- gefügt. Die Artillerie wurde vermehrt, der Schiffsbau kräftig gefördert. Der Carlowitzcr Frieden, der im nächsten Jahr zum Abschluß kam (S. 462), ließ Rußland im Besitz der eroberten Stadt Asow. Bereits war auch der Bau von Taganrog in Angriff genommen. Wie erstaunten die Türken, als plötzlich eine russische Fregatte in den Hafen von Konstantinopcl einlief! Der Schwedenkricg im neuen Jahrhundert öffnete den Russen bald auch die Ostsee. Mit der Kraft und dem Jnstincte eines schöpferischen Genius nahm Zar Peter das Werk einer durchgreifenden Umgestaltung des russischen Reiches in seinem äußeren Umfange wie in seinen inneren Einrichtungen in die Hand und führte seine Ideen mit Hülfe der in der Fremde erworbenen Erfahrungen und der ausländischen Lehr meister ins Leben ein. Wir werden bei einem spätere» Rückblick auf das durch seine wirksame Thätigkeit „veränderte Rußland" die Organisationen kennen lernen, die neben und unter den wcchselvollcn Kriegsereignissen und Waffenthaten vorgenommen wurden: die nächste Sorge des Herrschers war auf die Vermehrung der Staatseinnahmen durch Erhöhung und bessere Regnlirung der Kopfsteuer, der Zölle undAbgabcn, auf Ordnung der Verwaltung und des gcsammtenwirthschaft- lichen Lebens und auf feste Begründung seiner souveränen Macht in allen Formen Sm>«westn Staats und der Kirche gerichtet. Die Ausgaben für Heer und Flotte, für die Wirtschaft. Kriegsbedürfnisse und die inneren Reformen drängten zu neuen finanziellen und staastökonomischen Maßregeln, wie sie in andern Ländern längst bestanden: die Kopf- oder Pcrsonalstcuer, die durch eine neue Volkszählung und durch Aus dehnung auf alle gutshörigen Leute und Knechte der adeligen und geistlichen Besitzungen einträglicher gemacht wurde, die Auflagen und Sporteln für öffent liche Urkunden und Gerichtsurtel, die größere Belastung der Gewerbe und der Nationalindustric, die ihren Ausgleich in der Erleichterung und Beförderung des Verkehrs, des Bergbaues, der Fabrikthätigkeit hatte, verbunden mit einem geregelteren Geschäftsgang und einer genaueren Controle der Beamten und der Steucrkamniern sprikas), schufen in dem weiten Reiche mit seinen unerschöpflichen Hülfsmitteln in Kurzem große Einnahmequellen. Vor Allem war Peter bedacht, die Kirche mit ihren unermeßlichen Rcich- Sma? ^'"oern mehr als bisher zu den Bedürfnissen des Staats bcizuzichen. Dies war aber ein schwieriges Unternehmen so lange der Patriarch von Moskau als