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56 L.. Frankreich nach Heinrichs IV. Tod. getroffen und seinem Herrn in einer persönlichen Zusammenkunft den Cardinal Mazarin, der seit Jahren zu seinen Vertrauten gehörte und seine Politik thcilte, zum Vorsitzenden des geheimen Raths empfohlen hatte. „Da ist ein großer Po> litiker gestorben", sagte Ludwig XIII., als man ihm die Nachricht von dei» Tode des Ministers brachte, ohne dabei eine persönliche Gemüthserregung ku»d zu geben. suckmie>r- Als der Geistliche den sterbenden Cardinal aufforderte, seinen Feinden z» »nda«Mch!-verzeihen, gab er zur Antwort: Ich habe nie andere Feinde gehabt, als da ^ lung. Feinde des Staats und des Königs. Und in der That hatte Richelieu vo» Anfang seines politischen Lebens seine eigene Person mit dem öffentlichen Wese» und mit dem Königthum in die innigste Verbindung gebracht. Auch wo er scii»' persönlichen Interessen förderte, hatte er stets das Hauptziel seiner Politik: Cn Hebung der Monarchie über jeden besonder» Willen und Ausbreitung der Aut»' rität Frankreichs über Europa im Auge. Sein Auftreten war nicht frei vo» Ostentation, er liebte es, sich in seiner Macht zu zeigen: iin Besitze der höchste» Staatsämter, geschmückt mit dem Purpur eines Würdenträgers der Kirche, in»' gab er sich mit einem Nimbus, der sein hohes Selbstgefühl ankündigte; er sprest den Rang vor den Prinzen von Geblüt an; wenn er in den Staatsrath oder o» den Hof sich begab, war er von einer aus der aristokratischen Jugend gebildet»» Chrengarde begleitet, die seine Sänfte trugen, sein Gefolge bildeten; in Rest wo er sich einen weitläufigen Palast mit Parkanlagen, Gärten und Wasserkünste» erbaut, hielt er einen Hof, der den des Königs in Schatten stellte; dort empfw er fremde Gesandte, dort hörte er die Vorträge seiner Untergebenen an, do» ertheilte er den Schaaren von Supplicanten Audienz, die ihre Anliegen in de müthiger Haltung vorbrachten. Seine Dienerschaft, seine Mahlzeiten, se>» Marstall, seine mit Kunstwerken ausgestatteten Wohnzimmer, seine reichest schmückte Schloßkapelle, wo die geschicktesten Musiker und Sänger sich höre» ließen, Alles verrieth den vornehmen hochgestellten und reichen Mann, der st Geschicke der Nation und des Staats in seiner Hand hielt. Auch in der Haust stadt hatte er mehrere große Paläste. Der ansehnlichste derselben, das „Palst du Cardinal" ging nach seiner Bestimmung bei seinem Tode an die Krone iist und führte seitdem den Namen „Palais Royal". Für Wissenschaft und Kwst besonders für die dramatische Poesie zeigte er stets großes Interesse; er lieble d» Unterhaltung geistreicher und gebildeter Männer; seine Bibliothek, für best Erhaltung und Vermehrung er ein Legat aussetzte, war zu bestimmten Tag»^ stunden den Gelehrten und Literaten geöffnet. Doch lag bei diesem ansprucst vollen Auftreten nicht blos Selbstsucht, nicht persönliche Hoffahrt zu Gru»d» er wollte zugleich der Macht und Autorität Frankreichs einen imponircnden Äst druck geben, dem Königshofe im Louvre, für dessen Glanz und Prachtentfaltst» Ludwig XIII. nicht in würdiger Weise zu sorgen verstand, ergänzend zur treten. Auch in der Versorgung und Erhebung seiner Verwandten hatte er »e^