686 kl. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. Tage, daß die in der russischen Kirche gebräuchlichen dogmatischen und rituellen Texte und Vorschriften (der Stoglawnik) nicht in Allem mit den Symbolen und dem Wort laute der altgriechischen Mutterkirche übereinstimmtcn. Nikon trug daher Sorge, daß durch schriftkundige Geistlichen und Theologen eine Revision der russtsch-slovenischcn Re- ligionsbüchcr vorgcnommen, an der Hand alter Manuskripte das Fehlerhafte beseitigt und neue Agenden und Textbücher mit möglichster Annäherung an die altgrichischen Formeln und Ausdrücke angcfertigt und eingeführt wurden. Aber nicht Alle waren mit diesen Acndcrungen einverstanden; Viele hielten an dem Gewohnten fest, verwarfen dic Neuerungen als willkürlich und sinnentstellend und beschuldigten den Patriarchen, er sei nicht rechtgläubig. So entstand dic Partei der Roskolnikcn, „dic im Gegensatz zu der gelehrten Korrektheit den volksthümlich überlieferten Formen und Ausdruckswei sen als Altgläubige treu bleiben wollten." Geistliche und Mönche, die dem Oberhaupt: der Kirche wegen der von ihm durchgesührtcn strengen Sittcnzucht ohnedies abgeneigt waren, nährten die Unzufriedenheit und den Fanatismus der unwissenden Menge. Diese innere kirchliche Angelegenheit stand in keinem direkten Zusammenhang mit dem Konflikte zwischen Krone und Patriarchat, da Alexei selbst und die Mehrheit des Klerus und der Gläubigen dic Acndcrungen billigten; aber sic mochte doch den Zaren in dem Vorsatz bestärken, gegen den starrsinnigen Hierarchen mit energischen Maßregeln vorzu- gchen. Er berief eine große Anzahl geistlicher Würdenträger aus Rußland und dem Orient nach Moskau, darunter die Patriarchen von Alexandrien und Antiochien, welche gleichsam ein Concii der griechisch-orthodoxen Kirche bilden und als höchster Gerichtshof in der Streitsache ein entscheidendes Urthcil fällen sollten. Der Ausspruch lautete, Ni kon habe seine Stelle willkürlich verlassen, mehrere hochgestellte Männer geistlichen und weltlichen Standes ohne Grund gebannt und dem Zaren gegenüber die schuldige Ehr furcht verletzt. Auf Grund dieses Urthcils wurde der Patriarch, trotz seiner muthige» r«06. Bertheidigung seines Amtes entsetzt und zu lebenslänglicher Buße nach dem entlegenen Kloster Therapontow verwiesen, zum großen Schmerz des Volkes, das den heiligen sit tenstrengen Priester hoch verehrte. Die von ihm angcordnctcn liturgischen und dogma tischen Aenderungen dagegen und dic Verbesserungen der Kirchcntcxte in den kanonischen Büchern wurden als richtig anerkannt und von der Synode sanctionirt. Aber die Partei der Altgläubigen bestand fort trotz Strafen und Bußen, wodurch man dic Wider strebenden zum Gehorsam zwingen wollte, und hielt fest an den Gebräuchen, Vorschrif ten und Gcbetsformcln des Stoglawnik. Sie trug zugleich die Keime einer politisch- nationalen Opposition gegen die Einführung fremder Sitten und europäischer Kultur in ihrem Schooße. In jenem Verbannungsort wurde Nikon wie ein Gefangener unter strenger Aufsicht gehalten, während die Patriarchcnwücdc von ganz Rußland einem ge fügigeren Kirchenhaupt, dem Archimandriten Joassaph übertragen ward. Erst nach Alexci's Tod wurde dem gestürzten Prälaten gestattet, nach seinem geliebten Kloster Woßkreßcnsk zurückzukchrcn. Aber er sollte nur als Leiche dahin gebracht werden. Cr starb auf der Reise (17. Aug. 168l) und wurde dann mit den seinem Range ge bührenden Ehren bestattet. 2. Zar ckeodor und die Regenlin 5ophia. Alerü°? Mitten in dem Krieg gegen die Kosaken nnd Türken, dessen wir oben Er- 2». J-»s wähnung gethan (S.669f.), starb Zar Alcxei, ein Fürst von edlen Anlagen, wohlwollender Gesinnung und großer Frömmigkeit. Aus seiner ersten Ehe mit Maria Miloslawsky hatte er zwei Sohne und sechs Töchter, aus der zweiten