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V. Der Norden und Nordosten Europas. dem Reiche zu gehen, aus Furcht, daß wenn sic zu fremden Fürsten und Völkern kämen, deren Bildung ihnen die Knechtschaft verabscheuenswertst machen würde." Weit entfernt jedoch, diese Hingebung der Nation zum Ausbau eines autokra- tisch - absolutistischen Regierungssystenis zu verwcrthen oder zu mißbrauchen, trug Zar Michael Sorge, die hervorragenden Männer in den verschiedenen Ständen zur Theilnahme und Mitwirkung an dem Staatslcben beizuziehen, mn bei den nothwcndigen Reformen und Neugestaltungen sich ihres Rathes und ihrer Vorschläge zu bedienen. Es geschah nicht kraft einer bindenden Gesetzgebung, einer verbrieften Verfassung, daß der Großfürst Abgeordnete des Adels, der Geistlichkeit, der Stadtbewohner nach Moskau einberief, um ihre Ansichten über Fragen innerer Verwaltung und Rechtspflege oder über neue Kriegsfälle zu ver nehmen; es war sein eigener freier Wille. Auf den Rath seines Vaters versam melte er im goldenen Saale der Zarenburg „gute und verständige Leute, die fähig wären, über die erlittene Unbill, Gewaltthätigkeiten und Verheerung Aus kunft zu geben." Die Kundgebungen der Versammlung sollten dem Landesherrn nur die Uebelstände bezeichnen und Wege der Abhülfe Vorschlägen; die Ent schließung und Ausführung blieb allein ihm selbst und seinen Regiernngsorganen »orbehalten ohne alle Controle oder Rechenschaftspflicht. Die Beweise von Ver trauen und Loyalität, die dem Zaren von allen Seiten dargebracht wurden, konnten ihn nur anspornen, wiederholt solche berathende Versammlungen einzn- berufen: alle Klagen, die darin laut wurden, galten den Mißbräuchen, der Raubsucht, der Gewaltherrschaft, den Veruntreuungen der Wojewoden in den Provinzen, Nebel, die nur durch die zwingende Macht eines unbeschränkten Willens, nur durch die starke Hand eines absoluten Herrschers beseitigt werden konnten. Keine Stimmen der Opposition gegen die Krone ließen sich hören, sondern nur Aufforderungen, die Zügel straffer anzuziehen, die Schäden und Gebrechen zu heilen, die in der Unredlichkeit, Käuflichkeit und Habsucht der Großen ihre Wurzeln hatten. Der Zar handelte daher ganz in Ucbcreinstim- Mung mit der Nation, wenn er seine Sorgfalt fast ausschließlich den staatlichen Und gesellschaftlichen Angelegenheiten zuwendete, wenn er den sich oft genug dar- Retenden Veranlassungen zu neuen Kriegen mit Polen oder mit den Türken und Tataren ausweichend mit Eifer und Umsicht die inneren Reformen in die Hand "ahm. Durch Volkszählung und Vermögensaufnahme wurde der Grund zu einer gerechteren Besteuerung und zu einem den wahren Verhältnissen entsprechen den Militärdienst gelegt; durch strenge Prüfung und Beaufsichtigung der Ver waltung und Rechtspflege wurden Mißbräuche gehoben, das Ansehen der Regie rung gestärkt, die Unterthanen durch Vertrauen und Gehorsam aufs engste an ^n Thron geknüpft; durch Sittengesetze und Polizeiverordnungen der Trunk sucht, der Ausschweifung, den lasterhaften Gewohnheiten des Volkes Schranken ^letzt. Durch Begünstigung fremder Einwanderungen aus den europäischen Kulturländern wurde das Kriegswesen verbessert, wurden Bergbau, Hüttenwerke.