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668 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. Scharfrichters Hand am Leben gestraft. Erst als der verwegene Anführer nach einer r.ZunUS7i. unglücklichen Schlacht in die Gewalt der Rüsten gefallen und in Moskau nach den ent setzlichsten Torturen und Peinigungen, wobei er keinen Schmerzenslaut hören ließ, gevicr- thetlt worden war, erloschen allmählich die Flammen des Bürgerkriegs. 2. Johann Sokiesky und August H. von Sachsen. Eastmir-s Während des großen Krieges war die Königin, eine Tochter Frankreichs sagung. uns der Welt gegangen, wie man sagte aus Verdruß, daß ihre Pläne hinsichtlich der Thronfolge gescheitert waren. Nun reifte auch bei Johann Casimir der Ent' schluß, sich von dem politischen Leben zurückzuziehen und die letzten Jahre den religiösen Dingen zu weihen. Als er einst auf der erwähnten großen Reiß während des spanisch-französischen Krieges auf einer genuesischen Galeere, die ih» nach Spanien bringen sollte, an der Küste der Provence landete, wurde er «uv Richelieu's Befehl aus Staatsgründen zurückgehalten und zwei Jahre lang unter Aufsicht gestellt. Der Aufenthalt war ein unfreiwilliger gewesen; dennoch scheint Johann Casimir an dem Land, wo die Adelsmacht niedergcworfen und die königliche Majestät auf so glänzende Höhe gestellt war, großes Wohlgefallen ge' funden zu haben, dort wollte er sein Leben beschließen. Nachdem er sich eine a»' >»«». sehnliche Leibrente ausbedungen, nahm er auf dem Reichstag Abschied von der polnischen Nation und begab sich nach Frankreich, um in der alten Bischofstadt Revers, im reizenden Gebiete der obern Loire seinen Wohnsitz aufzuschlage»- Es war ein wichtiger Moment in der Geschichte der Republik Polen, als der letzte Wasa, in dem noch ein Tropfen vom Blute der Jagellonen floß, dem Lande seiner Ahnen den Rücken zuwandte. Fortan war die Königswahl an keine dyn"' stische Traditionen, an keine Rücksichten der Pietät weiter gebunden. Die Frei' heit des Adels war unbegrenzt, ein verhängnißvolles Gut für die Machthaber- i- ra.Delbr. Johann Casimir überlebte seine Thronentsagung noch drei Jahre, ferne von der" ' Schauplatz wilder Parteikämpfe und Wahlstürme, die seiner Abdankung auf de»' Fuße folgten. Stürmische Eine Krone übt auf den fürstlichen Ehrgeiz eine so mächtige Anziehung^ wcgungen. kraft, daß es nie an Bewerbern fehlen wird, welche alle Mittel und Hebel ei»' setzen, um den lockenden Preis zu erlangen. Gesellen sich dann zu den pcrs»»' lichcn Motiven noch äußere dynastische Interessen und Einflüsse, so gestaltet sich häufig die Wahlagitation zu einem Wahlkrieg. Dieser Fall trat nach Joh»>»' Casimirs Entfernung schnell genug in Polen ein: Der wahlberechtigte Ad^ spaltete sich in zwei Parteien, in eine französisch-lothringische und in eine deutsch' Neuburgische, die einander bis aufs Blut bekämpften, so daß der Reichstag, schreckt über das wilde Treiben ein Gesetz erließ, daß in Zukunft kein König >»^ abdanken dürfe, ein trauriges Zeugniß, wie wenig neidcnswerth selbst de» M»l!' naten die höchste Ehrenstelle in der Republik Polen dünkte. Nach einem siebe»' monatlichen Interregnum voll leidenschaftlicher Kämpfe und Umtriebe, Ränke»»