Volltext Seite (XML)
V. Der Norden und Nordosten Europas. 653 schm Aufschwung der Kopcnhagmer Bürgerschaft und dem heldcmnüthigcn Benehmen des Königs und der Königin war die Rettung der Hauptstadt zu danken, bis der uner wartete Tod Karls X. den Frieden von Kopenhagen herbeiführte (S. 615). 2. Die dänische Revolution vom Jahre 1660. In jenen großen Tagen der Prüfung, da sich die begeisterte Volkskraft so wunderbar entfaltete, hatte man die deutsche Fürstentochter Tag und Nacht auf Kopenhagen, den Wällen hcrumreiten sehen bald allein, bald an der Seite des Gemahls, Sol daten und Burger zu Kampf und Widerstand aufmunternd, während der Adel auch in dieser Zeit der Noth seine Selbstsucht nicht verleugnete. Seine Immuni täten, für die er dem Staate bestimmte Pflichten leisten sollte, sah er schon längst nur als eine Quelle zu Mehrung seiner Einkünfte und seiner Machtstellung an; mau rechnete nach, daß er, obwohl im Besitz von zwei Drittheilcn des ganzen Königreichs, doch nicht mehr als 70,000 Rthr. zur Unterhaltung der Armee und Flotte beigetragcn, und statt den ihm obliegenden Roßdienst in eigener Person zu verrichten, sandte er einige ungeübte Knechte, Bauern oder Fuhrleute ins Feld; desto eifriger nahm er seiner Standesrechte wahr. Man hatte den Krieg haupt sächlich mit Miethsoldaten führen müssen, die nun auf ihre Löhnung drangen. Und woher Geld nehmen, da eine große Schuld auf dem Staat lastete, die Kassen leer waren und der niedrige Pacht für die Krongüter kaum in Betracht kam? Das gemeine Wesen litt an schweren Wunden, zu deren Heilung nun Mittel gefunden werden mußten. Zu dem Ende wurde auf den September ein allge- ^ Meiner Reichstag nach Kopenhagen eiuberufcn, bei dem die drei stimmberechtigten Stände: Adel, Geistlichkeit und Stadtbürger in voller Zahl vertreten waren. Die Bauernschaft, die ehedem gleichfalls an den Sitzungen Theil genommen, war so herabgekommen, daß sie längst keinen eigenen Stand mehr bildete. Der größte Theil der Kranbauern war durch Pfandschaft oder Kauf unter die Ge walt des Adels gerathen und leibeigen geworden. Nach der Eröffnung des Reichsconvents wurde von der Regierung die Aufgabe gestellt: „daß Mittel aus gefunden werden müßten zur gebührenden Unterhaltung des Königs und seines Hauses; Miliz, Flotte und Festungen in guten Stand zu setzen, die Reichs schulden zu tilgen und auswärts den Credit der Krone zu erhalten". Zu dem Ende wurde eine allgemeine Lonsumtions-Accisc i» Vorschlag gebracht, wie sie ^"ge Zeit vorher in Holland und England ciugeführt worden. Da meinten aber die Herren vom Reichsrath und vom Adel, daß sie selbst vermöge ihrer Immunitäten für ihre persönlichen und häuslichen Bedürfnisse von einer solchen Abgabe befreit wären, nur die beiden andern Stände und die Bauerschaften sollten derselben unterliegen. Es klang daher wie eine Kriegslosung, als der Bischof von Seeland, Hans Svane und der erste Bürgermeister von Kopen hagen Nansen, ein erfahrener verständiger Mann, der sich im letzten Krieg durch vaterländischen Muth hervorgethan hatte, die Bemerkung hinwarfen: