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650 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. Recht der Erstgeburt und die Nachfolge ohne Wahl festsetzte; er vermochte das selbe nur in den schleswig-holsteinischen Herrschaften zur Geltung zu bringen, während es in Dänemark unbeachtet blieb. <thnst^>v. Als Christian IV. in dem Jahre des westfälischen Friedensschlusses aus ! dem Leben schied, konnte sein zweiter Sohn Friedrich erst nach einem Interregnum, während dessen die Königswahl vollzogen ward, zu der väterlichen Wurde ge langen, so eifersüchtig suchte man die Idee einer Erbberechtigung fern zu halten. Und doch war Christian IV. ein volksbcliebtcr Regent. So wenig er auch vom Glück begünstigt war, so wenig die Friedensschlüsse von Lübeck und Brömsebro (XI, 918, 1004) ihm zur Ehre und dem Lande zum Heil gereichten; dennoch wurde sein Name gefeiert. Das Volkslied: „König Christian stand am hohe» , Mast" verherrlichte seinen Heldenmuth in der Seeschlacht an der Kolbcrgcr Heide vor dem Kieler Hafen im Schwedenkrieg. Die neue Hauptstadt Norwegens, Chri- stiania, die auf den Trümmern des im Jahre 1624 durch Brand zerstörten Opslo errichtet worden, die Festung Glückstadt in Holstein, Christianstadt in Schonen u. a. verewigten sein Andenken; er galt als der Begründer der dänischen Marine; er brachte den Seehandel in Aufschwung, förderte die Anlegung von Colonien in Ost- und Westindien, in Afrika und anderwärts und führte in Norwegen manche gute Einrichtung ein; er trug sich sogar mit dem Gedanken, den Bauern stand von der drückenden Leibeigenschaft zu erlösen, ein Gedanke, der jedoch vor - den Augen des selbstsüchtigen Adels wenig Gnade fand. Ein gebildeter Fürst, der mehrere Sprachen verstand, beförderte Christian IV. auch Bildung und Wis senschaften; Tycho de Brahe erfreute sich der königlichen Unterstützung, wenn gleich nicht in so reichlichem Maße wie unter dem Vater. Selbst seine große Hinneigung zu schönen Frauen, woraus viele häusliche Zerrüttungen für ihn und das Reich erwuchsen, brachte ihn nicht um die Volksgunst. Häuslich- Nach dem Tode der Königin Catharina von Brandenburg schloß nämlich Chri- "^Eorfiz stian IV. eine morganatische Ehe mit Christine Munk, der Tochter eines jütländische» uhlef-lv. Edelmanns, erhob sie zur Gräfin von Schleswig-Holstein und zeugte mit ihr zwei Söhne und acht Töchter, die er bis aus die jüngste als legitim anerkannte. Die Töchter wur den in der Folge mit eingebornen Edelleuten vermählt, von denen zwei: Hannibal Se- hestedt und Corfiz Uhlefeld (Ulseld) sich der besonderen Gunst des königlichen Schwiegervaters erfreuten und mit Gütern, Würden und Chrenstellcn überhäuft wur den. Durch den Einstuß einer neuen Geliebten Wibeke trennte sich Christian später von der Gräfin und hielt sie, obwohl ein gerichtliches Urthcil sic von der ihr schuldgc- gebenen Untreue sceisprach, in Gefangenschaft. Dies reizte Uhlefeld, einen eben so ^ klugen, talentvollen und unterrichteten als leidenschaftlichen und ehrgeizigen Mann, zur Rache. Im Vertrauen auf seine Familicnvcrbindungcn, seinen Rcichthum und seine bedeutende Stellung als Reichshofmeister suchte er nach dem Tode seines Schwieger vaters die Zeit bis zur neuen Königswahl im eigenen Interesse auszunutzen. Den Ge danken, selbst als Thronbewerber aufzutreten, ließ er nicht laut werden, um nicht die Eifersucht der andern Gcschlechtshäuptcr zu erregen; aber wenn es ihm gelänge, einem Bruder seiner Gemahlin, dem Grafen Waldemar die Krone zuzuwendcn, würde die