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634 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. Pater, statt an seinen Gesandten gewendet. Allein inan täuschte sich in der Festigkeit und Aufrichtigkeit der protestantischen Gesinnung Friedrichs HI. Am Ende ließen die Verwicklungen, welche durch die spanische Thronfolge herbcigcführt und von dem Kurfürsten vorzugsweise im Interesse seiner Rangerhöhung ausgc- beutet wurden, den Lieblingswunsch seines Herzens doch in Erfüllung gehen. Gegen mancherlei Zusagen, bei künftigen Kaiscrwahlcn das Haus Oesterreich be rücksichtigen zu wollen, in andern Fragen der Rcichspvlitik ihm zu Willen zu insbesondere aber seine spanischen Ansprüche mit Waffengewalt zu unter- "W. stützen, verstand sich der kaiserliche Hof, dein die braudenburgischc Bundesgc- nossenschaft von größtem Werth sein mußte, zur Anerkennung der preußischen m. Jan. Köuigswürde, worauf die feierliche Krönung mit niegescheuem Gepränge in Kö- ' nigsberg erfolgte. Der glänzenden Handlung unmittelbar voran ging die Stiftung des schwarzen Adlcrordens, der höchsten Auszeichnung der preußischem Krone. „Obwohl die neue Würde nur auf Preußen gegründet war, so umfaßten doch Titel ^ und Rang alle Provinzen; auch der durch herrliche Thaten wachsende Kriegsruhm, der sich an den Rainen Preußen knüpfte, war ein Gemeingut Aller. Die dem deutschen Reiche angchörigen Gebiete wurden aus der Reihe der anderen deutschen Landschaften gleichsam hcrausgchoben und zu einer bcsondern Einheit zusammcngcfaßt, wie sorg fältig man auch sonst noch das Vcrhältniß zu dem Reiche aufrecht erhielt." Die euro- i zwischen Mächte erkannten nach einander im Lauf der nächsten Jahre die neue Würde an, zuletzt Frankreich und Spanien im Utrechter Frieden; nur Papst Clemens XI. er ließ einen wirkungslosen Protest gegen die Anmaßung, Könige zu ernennen, ein Recht, i das nur dem heiligen Stuhl zustehe. EMMm ° Die großen Verwicklungen, welche der nordische und der spanische Erbfolge- ' krieg über Europa brachten, zogen natürlich auch den preußischen Staat in ihre Kreise; an fast allen Schlachten des Erbfolgckrieges, bis weit in Italien hinein, haben preußische Regimenter mit Auszeichnung und Ruhm theilgenvmnien, ob wohl die gleichzeitigen nordischen Wirren die ganze Kraft König Friedrichs hätten in Anspruch nehmen sollen und weit mehr Gewinn in Aussicht stellten. Die preußischen Waffenerfolge blieben denn auch ziemlich unfruchtbar und die nor dischen Verwicklungen wurden, wie wir an einem andern Orte sehen werden, von ferne nicht benutzt, wie cs einem thatkräftigen und aufstrebenden Reiche geziemt hätte. Und, was das Schlimmste war, durch die kostspieligen Kriegsunternehmen und den stets wachsenden Aufwand der Hofhaltung geriethcn die Finanzen des Staats und die ganze Verwaltung in die höchste Verwirrung; stets neue ^ und erhöhte Steuern sogen das Mark des Volkes aus. Unter allen Versuchen, die damals gemacht wurden, um die fiscalischen Einkünfte zu steigern, war keiner einschneidender und für die gesammte Landeskultur bedeutsamer als das Unter nehmen einer rationelleren und einträglicheren Bewirthschaftuug der sehr ausge dehnten Domänen. ^ Umfrage' An die Stelle der bisherigen Zeitpacht der Domänen sollte die Vcrcrbpachtung und eine vermehrte Parzellirung mit intensiverem Anbau treten. Christian Friedrich