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632 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. behandelt, die den für persönliche Ehre und äußern Glanz so empfänglichen Mann im tiefsten Innern verletzte. von^ancku- 2rr den auswärtigen Angelegenheiten wie im Innern stand Eberhard von »>-mn. Danckclmann an der Spitze der Regierung, der erwähnte ehemalige Erzieher Fried richs , der an Stelle Schwerins als Oberprästdent die Leitung der Geschäfte neben den einflußreichsten Räthcn der früheren Herrschaft, einem Grumbkow, Meinders, Paul Fuchs u. A., führte. Der Kurfürst war dem begabten, energischen und tüchtigen Manne in den ersten Jahren seiner Regierung mit außerordentlicher Gewogenheit und dem höchsten Vertrauen zugcthan, überließ ihm fast allein die gcsammte Staatsverwaltung und überschüttete ihn und seine sechs Brüder mit Würden und Ehren. Allein die Hin gebung des unbeständigen, schwachen und lenkbaren Kurfürsten erkaltete mit der Zeit. Der geringe Erfolg der auswärtigen Politik, der mit der Erschöpfung der Finanzen Hand in Hand ging, wurde dem Minister zum Vorwurf gemacht; seine übermächtige Stellung, seine Herrschsucht, die keinen andern aufkommen ließ, sein hochfahrendes, im Bewußtsein seiner Verdienste und seiner Rechtschaffenheit schroffes Wesen hatte ihm viele Feindschaften bereitet und unausgesetzt wurde an seinem Sturze gearbeitet; auch die Kurfürstin war ihm nie zugcthan, und selbst der Kurfürst wurde mit der Zeit des strengen, eigenmächtigen und kargen Mannes müde, der für die großen Bedürfnisse des glänzenden Hofhalts nicht immer die Mittel schaffen wollte oder konnte. Zn der fürst lichen Umgebung spann vor Allen der Freiherr K o l b von Wartenberg, ein ge schmeidiger Hofmann und Diplomat, ein Pfälzer von Herkunft, Ränke gegen den lei tenden Minister. Als Danckclmann bemerkte, daß die Gunst seines Herrn im Schwinden Nv». iv!»7. sn, kam er um seine Entlassung ein und erhielt sie. Allein nicht zufrieden mit diesem Erfolg, stellten die Höflinge dem Kurfürsten vor, der gekränkte Mann könne die Kcnnt- niß aller Staatsgeheimnisse mißbrauchen; Danckclmann wurde plötzlich verhaftet, in verschiedene Festungen gebracht und sein Vermögen mit Beschlag belegt. Er wurde an- gcklagt, eine eigenmächtige und unregelmäßige Verwaltung geführt, das Staatsintcresse und die Ehrfurcht gegen den Kurfürsten verletzt zu haben; eine Reihe gänzlich unbe gründeter , zum Thcil geradezu lächerlicher Beschuldigungen wurde vorgebracht und ein höchst formloser Prozeß angestrengt, der dem Minister keine Verschuldung Nachweisen konnte. Gleichwohl wurde er zehn Jahre lang in Haft gehalten und auch dann noch strenge überwacht und eingeschränkt. Erst unter der folgenden Regierung wurde der alte schwergckränkte Mann in volle Freiheit gesetzt. Der ganze Vorgang ist ein häß liches Denkmal der damaligen Justiz und für den Charakter des Kurfürsten wenig rühmlich. An Danckelmanns Stelle trat der hauptsächliche Urheber seines Sturzes, Kolb von Wartenbcrg, neben dem nur der General Barfuß als Kriegs-, Fuchs als Justizminister und der geh. Rath Ilgen, der die auswärtigen Angelegenheiten leitete, Einfluß besaßen. Der habgierige. ränkesüchtige, gegen den Hof schmeichlerische, gcgev Untergebene hochfahrcndc Günstling war ein schlechter Ersatz für den rechtschaffenen, charakterfesten Danckclmann. Königs- Was dem Kurfürsten Friedrich III. an territorialen Erwerbungen, an Gc- krone. bietsvergrößerung entging, ersetzte er durch eine Rangerhöhung, die freilich zunächst nur äußerlichen Glanz verlieh, doch aber auch eine große politische Bedeutung in sich schloß, namentlich in einer Zeit, da die Fragen des Ceremoniels so tief in den Ver kehr der Staaten eingriffen. Cs war eine öfter anfgetauchte Idee, die kurfürstliche Ländermasse, die schon damals weit über den Umfang eines gewöhnlichen Reichs- fürstenthumes emporragte, mit der Königswürde auszustatten, die auf das außer-