630 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. gestatteten, so ging der Staat des Kurfürsten auf seine Nachfolger über, befruchtet mit den schönsten Keimen für eine große ruhmreiche Zukunft. 6- Rönig Friedrich I. ^i>"e88- Des großen Kurfürsten ältester überlebender Sohn Friedrich III. war dem a-b. Pater an schöpferischer Thatkraft, an Festigkeit des Willens und Einsicht des res?. Geistes nicht gewachsen; er war weder Staatsmann noch Feldherr; er sah das Wesen der Herrschaft häufig mehr in der Entfaltung von äußerem Glanz und Prunk, als in der Pflege der Landcswohlfahrt und der Erhöhung der wirklichen Machtmittel des Staates. Auch der Vater war für die Äußerlichkeiten fürstlicher Hoheit, für den Eindruck eines prunkvollen Auftretens nicht unempfänglich und brachte gern seine landesherrliche Würde in einem blendenden Ceremoniel zum Ausdruck; allein bei ihm war die Prachtliebe mehr ein Mittel zum Zweck; er kannte die Wirkung dieser Dinge auf die Welt und benutzte sie zur Erhöhung seines Ansehens und der Ehrfurcht vor seiner fürstlichen Person; nimmer hätte er darüber das Wesen der Sache übersehen und nie, wie so viele andere Fürsten aus der prunkenden Zeit Ludwigs XIV., einen Luxus entfaltet, der über seine Verhältnisse und die knappen Mittel seines Staates ging. Wohl aber kam dies unter seinem Sohne vor. Am Berliner Hose ging es jetzt oft prächtiger und freigebiger bei der Entfaltung eines glänzenden Hofceremvniels, bei der Veran staltung von Festen und Lustbarkeiten her, als es der Ernst der Zeit und die Armuth des Landes gestattete. Der Berliner Hof sollte dem Ludwigs XIV. an Pracht nicht nachstehcn und der Kurfürst selbst verwandte die größte Sorgfalt auf die Feststellung einer peinlichen Etikette und die Anordnung rauschender Feste, die dann der Ceremonienmeister von Besser in schwülstigen Versen besang. Eitel keit, der Grundfehler des Kurfürsten Friedrich, ließ ihn an solchen Dingen inner lich Gefallen finden und ihnen eine Wichtigkeit bemessen, die sie nicht verdienen. Cs ist bezeichnend für seine Sinnesart, daß er schon als zehnjähriger Knabe einen Orden stiftete und daß die bedeutendste Errungenschaft seiner Regierung eine Rangerhöhung war. Aünst^und Die Neigung zur Entfaltung von Pracht und Glanz zeigte sich jedoch bei Frtcd- Wiflen- rich III. nicht etwa bloß in übermäßigem Aufwand der Hofhaltung und in verschwen- tchasten. irischer Freigebigkeit für eitle Vergnügungen und äußeren Prunk: er hatte auch eine offene Hand für edlere Bestrebungen der Kunst und Wissenschaft und seinem leicht erreg baren, für vielseitige Eindrücke empfänglichen Sinne waren die geistigen Interessen keines wegs fremd. Er und noch mehr seine zweite Gemahlin Sophie Charlotte, die Tochter Ernst Augusts von Hannover, waren seingebildete Naturen, die durch künst lerische Genüsse, durch den Umgang mit geistreichen und gelehrten Männern, durch wissenschaftliche Beschäftigungen den Reiz des Lebens zu erhöhen wußten. Als ein schönes Denkmal seines Sinnes für Wissenschaft und geistige Freiheit steht die Univer sität Halle da, die der Kurfürst i. I. 1692 als lutherische Hochschule gründete, um der verknöcherten Orthodoxie in Leipzig und Wittenberg das Gegengewicht zu halten;