618 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. preußischen Landesgesetzen widersprechenden Verfahren als Hochverräther zum Tode ver- d' ?«7i' urtheilt. Das Urtheil wurde auch alsbald durch Enthauptung voll streckt. Die hinter listige Ergreifung und blutige Exemtion des Kalkstein war freilich keine rühmliche That, aber das unbotmäßige landesvcrrätherischc Treiben des verwegenen Edelmanns hatte die Strafe wohl verdient, und sie übte eine gewaltige Wirkung auf das noch immer wider spenstige preußische Land. Das harte Regiment mit seinem unerschwinglichen Steuer druck und seinen vielfachen Verletzungen des Rechts und Herkommens wurde seitdem, freilich mit inneren Widerstreben, doch aber mit Fügsamkeit ertragen. 4. Die schwedischen ckeldzüge in den siekenziger Jahren. ^Schweden' Während der Kurfürst dergestalt seine losen Ländergebiete zu einem Staat ' zusammenfaßte, nahm er auch an den großen Weltereignissen erfolgreich Theil und gab dem brandenburgischen Namen in der europäischen Politik eine Stellung, wie keiner seiner Vorfahren sie eingenommen. Wir haben die weltbewegenden diplomatischen und militärischen Ereignisse, die Ludwigs XIV. Ehrgeiz und Herrschsucht zu Anfang der siebziger Jahre hervorrief, an einer andern Stelle kennen gelernt und erfahren, welchen Antheil der große Kurfürst daran hatte, der Einzige, dem des Vaterlandes Mißhandlung zu Herzen ging und der mit klarem staatsmänmschen Blick von Anfang an die von der ungezügelten Eroberungslust Frankreichs drohenden Gefahren erkannte. Er allein unter den europäischen Mächten nahm sich der bedrängten Republik Holland an, und trieb den Kaiser widerwillig und mit halbem Herzen in den Rcichskrieg gegen Frankreich hin-sti. Daß die deutschen Waffen dem übermächtigen Feind gegenüber so wenig Erfolge errangen, war nicht die Schuld des thatkräftigen Kurfürsten, der die lahme Kriegführung und den allgemeinen Mangel an Nationalsinn und Vaterlandsliebe bitter genug empfand. dlsche°Aristo- Während der Kurfürst im Elsaß und am Obcrrhcin den Heeren Ludwigs XIV. gcgcn- kratie i» übcrstand, gelang der französischen Staatskunst jenes Meisterstück, das uns bereits bekannt franzoUck-m tzz galt den entschlossensten und eifrigsten Gegner vom Reichshccr abzuzichcn, und dazu schien das beste Mittel, die Schweden zu einem Einfall in die Mark zu veranlassen- Zn Schweden war die französischgcsinnte Partei, an deren Spitze der Reichskanzler Magnus de la Gardie stand, seit alten Zeiten mächtig und schon Jahre lang flössen französische Pen sionen und Subsidien ins Land. Schon im April 1672 war zwischen Frankreich und'Schwe den ein Vertrag geschlossen worden, worin die beiden Kronen sich den Besitz der deutsche» Erwerbungen gegenseitig gewährleisteten und das nordische Reich gegen ansehnliche Subsi- dicn insbesondere zu bewaffnetem Einschreiten im Krieg gegen die Holländer sich verpflicht tete, wenn den letztem von einer andern Macht Hülfe geleistet werde. Am liebsten wäre man freilich inStockholm neutral geblieben und hätte die Hülssgelder dennoch bezogen, wie es auch in der That mehrfach gelungen war. Die schwedische Regierung hatte Anfangs gehofft, sich mit einer Fricdcnsvcrmittelung begnügen zu können; allein sie wurde gcge» ihren Willen weiter gedrängt. „Sic hatte sich in lustigen Kriegsbildern bewegt, uw ihren Bedürfnissen abzuhclfcn, bis die schreckliche Wirklichkeit im ungünstigsten Augen blick über sie einbrach. In der drückendsten Geldverlegenheit, mit einem ungeordnete» Wehrspstcm und unter einer überhand nehmenden Schlaffheit in der ganzen Verwaltung