614 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. seht. Es kam zu einem furchtbaren nächtlichen Kampf in den Gräben und Wällen; nach empfindlichem Verluste mußten die Schweden sich zurückziehen und verschanzten sich allenthalben auf den Inseln in festen Stellungen. ES schien um diese Zeit, als sollten die langen Unterhandlungen mit England, dem alten Rivalen Hollands, zum Ziele führen; es zeigte sich eine starke englische Flotte im Sund, um die Holländer zu beob achten und die Schweden knüpften daran die zuversichtlichsten Hoffnungen. Allein der Sturz des Protectors Richard Cromwell vereitelte diese Aussichten; die holländische Flotte herrschte wieder allein zur See und hemmte die Schweden auf das Empfindlichste in der Freiheit ihrer Bewegungen. dkSKn-g"/ Mit dem Fall von Fridcricia war das ganze dänische Festland von den Mai ross. Schweden gesäubert und in den Händen der Verbündeten; nur auf den Inseln hielt sich Karl X. unbezwungen. In Pommern und Preußen brach dann der Herbst 165g. Krieg mit erneuter Heftigkeit aus; ein starkes kaiserliches Heer unter de Touches zog aus Schlesien nach dem schwedischen Pommern; eben dahin wandte sich die Hauptmacht der Verbündeten aus Jütland unter dem Kurfürsten Friedrich Wil helm selbst. Eine Reihe fester Plätze fiel in ihre Hand; aber die Eifersucht und Uneinigkeit verhinderte entscheidende Erfolge; Stettin widerstand allen Angriffen. Trotz der Uebermacht der Feinde hielt sich der tapfere Schwedenkönig aufrecht; auch als ein brandenburgisches Heer unter dem General Quast, mit Polen und N°»br. Kaiserlichen verbunden, auf holländischen Schiffen nach Fünen übersetzte und die Schweden unter dem Pfalzgrafen Philipp von Sulzbach bei Nyborg schwer aufs Haupt schlug, wankte Karl X. nicht in seinen festen Stellungen auf See land. Allein der unverzagte Kriegsheld zweifelte doch, auf die Dauer der feind lichen Uebermacht widerstehen zu können; er trug sich schon lange mit Friedcns- gedanken und hatte seine gewaltigen Pläne, die einst auf die Theilung von ganz Polen und Dänemark gerichtet waren, unter den schweren Widerwärtigkeiten der Zeit wesentlich herabgestimmt. Allein er sollte das Ende dieses Krieges nicht erleben. Gerade hatte er noch einen Feldzug gegen das dänische Norwegen an- geordnet, als ihn, erst 38 Jahre alt, ein plötzlicher Tod hinwegraffte. Nff-dms- Der Tod des schwedischen Königs erleichterte den Fricdcnsschluß; die vormund- ' ^ schwäche Regierung erhob keine allzuhohcn Ansprüche; die Finanznoth des Reichs, der zerrüttete Zustand des Heerwesens, der Druck, der auf den vom Feinde besetzten Provinzen lastete, riethen dringend zum Frieden, den auch die westlichen Mächte, Eng land, Holland, Frankreich, welche sich in den sog. „Haager Concerten" zur gemeinsamen Vermittelung in den nordischen Wirren verbunden, energisch betrieben. So wurde denn endlich ein allgemeiner Congreß in dem Kloster Oliva bei Danzig eröffnet, der 3. Mciiieso. nach monatelangem Unterhandeln und Feilschen zu einem Frieden zwischen Polen, dem Kaiser und Brandenburg einerseits und Schweden anderseits führte. Die territorialen Veränderungen, die der fünfjährige Krieg hervorbrachte, waren sehr unbedeutend; die Eroberungen wurden gegenseitig zurückgcgeben. Polen entsagte den Ansprüchen auf den schwedischen Thron, wodurch dieser lange Successionsstreit beendet wurde, und erkannte Schweden im Besitz von ganz Livland an. Das Herzogthum Preußen wurde in der im Wehlaucr Vertrag erlangten Souvcränetät bestätigt.