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V. Der Norden und Nordosten Europas. 613 während mit Besorgniß betrachteten, reizten zu einem neuen Kriege an und stellten jetzt kräftigere Unterstützung in Aussicht; die Verbündeten im Osten, Branden burg, Polen, Oesterreich, schickten sich ebenfalls an, den Dänen zu Hülfe zu kommen. Auf der andern Seite dachte auch Karl X. jetzt niit seinen alten Gegnern abzurcchncn und wollte nicht einen so zweideutigen Freund, wie Däne mark es dermalen war, im Rücken lassen. Auf beiden Seiten sah man die Erneuerung des Kriegs als eine Nothwendigkeit an. Der schwedische König, gewohnt seine Entschlüsse rasch auszuführen und dem Gegner zuvorzukommen, griff zuerst zum Schwert. Als die Dänen sich weigerten, Schiffe auszustcllen, um der holländischen Flotte Patriotischer den Eintritt in die Ostsee zu verwehren, eröffnete der König die Feindseligkeiten aufs a, K°p"n "" Neue. Noch standen von dem ersten Kriege schwedische Besatzungstruppen in Dänemark, ^2-». als Karl X. wiederum an Seeland anlcgte und nach wenigen Tagen vor Kopenhagen Aug- ress, hielt. Aber die Hoffnung, durch die Schnelligkeit seines Angriffs die Stadt überrumpeln zu können, erwies sich diesmal als eitel. Die Aussicht, die Freiheit und Selbständigkeit des Vaterlandes zu verlieren und gänzlich in Schweden cinvcrleibt zu werden, erzeugte einen patriotischen Aufschwung, eine nationale Begeisterung, dergleichen man lange in Dänemark nicht erlebt hatte. Die baufälligen Mauern und Befestigungen wurden mit größtem Eifer hergestellt, die Bürger, die Studenten traten unter Waffen. Angesichts dieser entschlossenen Haltung gab Karl den Gedanken, die Hauptstadt mit stürmender Hand zu nehmen, auf und entschloß sich zur Belagerung, die jedoch keineswegs den ge wünschten Fortgang hatte. Zwar gelang cs dem tapscrn E. G. Wrangel, das feste Kronenborg zur Uebergabc zu zwingen und sich zum Herrn des Sundes zu machen, Septbr. aber Kopenhagen widerstand allen Angriffen und Bclagcrungsarbeitcn, die unter Stcn- bocks Leitung unternommen wurden. Und doch hätte die Stadt, an vielen Stellen in Brand geschossen und vom Hunger bedrängt, am Ende sich ergeben müssen: wenn nicht zur Rettung die holländische Flotte unter dem Admiral Opdam erschienen und zugleich Oktbr. die Verbündeten im Anmarsch gegen Holstein gewesen wären. Im Oeresund kam cs zu einer heftigen Seeschlacht; trotz der rühmlichen Haltung der schwedischen Marine bahnte sich die holländische Flotte dm Weg nach Kopenhagen. So wurde die Haupt stadt entsetzt und die Holländer und Dänen wurden Herren des Meeres. Jetzt kamen auch die östlichen Alliirtcn dem bedrängten Dänemark zu Hülfe. Bcr- Af einigt mit kaiserlichen und polnischen Truppen unter Montccuccoli und Lzarnccki zog Dänemark, der Kurfürst Friedrich Wilhelm in das von den Schweden besetzte Herzogthum Holstein; unter ihm befehligten die Generale Sparr, Derfflinger und der aus schwedischen in brandenburgischc Dienste getretene Fürst Johann Georg von Anhalt-Dessau. Mit über legenen Strcitkrästcn zogen die Verbündeten durch die Hcrzogthümcr bis tief in Jütland hinein. Nicht nur in Dänemark erhob sich der Widerstand wieder kräftiger, auch allent halben in den neuerworbenen Landschaften regte sich die Auflehnung gegen die schwe dische Herrschaft. Drontheiin mußte nach tapferster Gegenwehr von der schwedischen Garnison geräumt werden, als ein dänisches Heer vor der Stadt erschien und die Bür- Dc-Lr. gerschast dem alten Herrn sich anschloß; auf der Insel Bornholm verjagten die Ein wohner die schwedische Besatzung und kehrten unter die dänische Hoheit zurück. Gleich zeitig wüthete in Pommern und Preußen der Krieg. Ein polnisch-kaiserliches Heer lag lange Monate vor Thorn, bis endlich die Handvoll schwedischer Bcsatzungstruppen unter den ehrenvollsten Bedingungen sich ergab. Das kühne Unternehmen, der Stadt Kopen- D«br. ress. Hagen jetzt durch einen Sturm mit ungenügender Mannschaft Herr zu werden, schlug s-br. r«ss.