Schlachtenlärm und Blutvergießen. Die schwedische Kricgslust war durch die langen Kämpfe in Deutschland nicht erschöpft; das kleine arme Land genügte nicht dem Drange dieses aufstrebenden Volkes und der pfälzische König dachte seine junge Krone am besten durch neue» Kriegsruhm, neue Beute und Erobe rung zu sichern. Da bot sich ihm ein günstiges Feld in Polen. Der Waffen stillstand von Stuhmsdorf sXI, 979) hatte den langen Hader zwischen den beiden Nationen nur zeitweilig zur Ruhe gebracht und mehrmals war man auch unter der Regierung Christinens unmittelbar vor dem Wicdcrausbruch der Feind seligkeiten gestanden. König Johann Casimir, der letzte Wasa auf dem pol nischen Thron, weigerte dem neuen schwedischen König die Anerkennung, sei cs weil er wirklich durch den Ucbergang der Krone an ein anderes Haus seine Erb rechte verletzt glaubte, sei es weil er durch Erneuerung seiner Ansprüche eine hohe Abfindung erlangen zu können hoffte. Karl X. aber war dieser Anlaß nur erwünscht, seiner und seines Volkes Kricgslust genug zu thun und unter einer ehrenvollen Fahne einen neuen Erobcrungszug anzutretcn; der schwache König Johann Casimir und das partcizerrissene polnische Reich schienen kein allzu ge fährlicher Gegner, zumal die Kosackcn und Russen gleichzeitig mit Polen im Krieg lagen. Es galt dem Schweden vor Allem, den Kurfürsten von Brandenburg in seinA'.A'.^ Interesse zu ziehen, und Friedrich Wilhelm zeigte bei den Unterhandlungen über ein Haltung'. Bündnih die ganze Gewandtheit und Verschlagenheit, die ihn als Meister des diplo matischen Ränkespiels in ganz Europa berühmt machte. Mit Schweden konnte die brandenburgische Politik nur unter schwerer Ucberwindung Hand in Hand gehen; der Ver lust der besseren Hälfte Pommerns verschmerzte sich nicht leicht und fortwährende Grcnz- streitigkciten steigerten die Spannung. Auf der andern Seite aber winkte dem Kurfürsten als lockender Preis des schwedischen Bündnisses die Befreiung von der polnischen Lehns herrschast. Freilich konnten die durch neue Siege berauschten Schweden unter einem kräftigen eroberungslustigcn König für Brandenburg noch weit gefährlicher werden als das in starkem Rückgang begriffene polnische Reich. War doch die traditionelle schwedische Politik auf die Herrschaft der gesummten Ostsceküsten gerichtet; sie würde nach der Niederwerfung Polens schwerlich vor den kurfürstlichen Grenzen stille gestanden haben. Diese Erwägungen und Befürchtungen durchkreuzten den Geist Friedrich Wilhelms und ließen ihm ain gerathcnsten erscheinen, die weitere Entwicklung der Dinge abzuwartcn, eine vorsichtige Haltung zwischen den beiden Mächten cinzunchmcn und schließlich die Entscheidung so gut wie möglich zu seinem Vortheil auszunühcn. Die Unterhandlungen wit dem Schwedenkönig hielt er durch die mannichfachsten Ausflüchte und übertriebene Entschädigungsansprüche hin und lieh sich zu gleicher Zeit von Polen um seine Vermit telung angehen. Ehe noch der Kurfürst aus seiner Zurückhaltung herausgctretcn war, brach der schwedische Feldmarschall Wittenberg von Stettin auf und zog durch das brandenburgische Gebiet gegen Großpolen. Fast ohne Widerstand unterwarf 2»« ross, sich das Land; ein starkes polnisches Adelshecr unter den Palatinen Opalinski »nd Grusinski hatte sich an der Netze gelagert, ergab sich aber ohne Schwert streich und überlieferte die Palatinate Posen und Kalisch dem schwedischen Schutze.