IV. Frankreich und die neue europäische Coalition. 585 Städle und Dörfer, Weinberge und Fruchtfelder; in Mannheim mußten die Einwohner selbst zerstörende Hand an die Festungswerke und Gebäude legen. Worms wurde mit Ausnahme der Domkirche in eine öde Brandstätte ver-3»»; l«zg. wandelt, in Speyer verjagten die Franzosen die Bürgerschaft, zündeten die cnisgeplündcrtc Stadt und den altehrwürdigcn Dom an und trieben Hohn mit den Gebeinen der alten Kaiser. Oppenheim wurde verwüstet. Die Festung Mainz und die meisten Städte des Kölner Erzstifts erhielten französische Be satzungen; tief in Schwaben und in Franken trieb der Rcichsfeind Brand schatzungen ein. „Man kann noch heute die Holzschnitte der Zeit, in denen über den Thürmen und Dächern so vieler altberühmten und kunstgeschmückten Städte die herausschlagenden Flammen und die darüber liegenden Rauchwolken abge bildet sind, nicht ohne Herzeleid ansehen." Der Herzog von Crequi sagte den flehenden und jammernden Einwohnern von Worms: er habe eine Liste von zwölfhundert Ortschaften; die mühten alle verbrannt werden, weil die deutschen Fürsten sich mit dem Prinzen von Oranien gegen den katholischen König von England verschworen hätten! Darum hatten auch vor Allem die Reformirten zu , leiden; in ihren Kirchen wurde für die Soldaten Messe gefeiert und nach dem Frieden wurden sie dann für Simultankirchcn erklärt. 4. Der zweite Loakitionskrieg und der ckriede von Ryswick. Dies war der Anfang des neuen achtjährigen Coalitionskrieges, den wir Ehar.mcr^u. Zum Theil schon in den früheren Blättern kennen gelernt. Trotz der überlegenen res Kriegs, Anzahl der Feinde behaupteten sich die Franzosen im Felde. An Erfahrung und Kriegskunst waren Feldherren und Gemeine den Gegnern überlegen, und wo es galt die Ehre und den Ruhm der Nation zu erhöhen, wurden keine Anstrengungen u»d Opfer gescheut. Durch die Errichtung neuer Milizrcgimcnter zu Fuß, wozu jede Pfarrgemeinde einen Mann stellen, ausrüsten und unterhalten mußte, wurde M Innern eine Hülfsmacht geschaffen, die jederzeit da verwendet werden konnte, wo die Sicherheit des Reiches sei es auf den Grenzen sei es an der Küste bedroht war. Der Krieg mußte auf allen Seiten zugleich geführt werden; denn überall hatte die französische Regierung Städte oder Landschaften an sich gerissen, die Mn zurückerobcrt werden sollten. Allenthalben wurde die Waffenehre behauptet; Md wenn auch nicht glänzende Siege mit großen Erfolgen erfochten wurden, so wahrten und mehrten die Franzosen doch den bereits erworbenen Schatz des krie gerischen Ruhmes. Oesters erschien der König selbst im Felde, um durch seine per sönliche Gegenwart den Muth und den royalistischen Sinn der Soldaten zu beleben. Aoch standen große Feldherren aus Turennes Schule, wie der Marschall von Luxemburg, eben so kriegskundig und unternehmend, als genußsüchtig, ränkevoll u»d sittenlos, wie der geistreiche und charaktervolle Catinat, wie der geniale Vau- ban an der Spitze der Heere und waren bemüht die alten Lorbeeren durch neue zu berniehren. Der Orden des heil. Ludwig, der während des Krieges gegründet