Volltext Seite (XML)
IV. Frankreich und die neue europäische Coalition. 575 fortzu' one i dieser ou dc>" da c>bcc älhelius iverde- . For»> Zebictcr ^cr . zuruU' fra")^ durst-'l >ic S-''! chölB jchl uina rie» ^llcc chsvu , Weitherzigkeit beförderte er die Niederlassung fremder Ansiedler. Während inan in Wittenberg und Leipzig die Melanchthonianer als „syncretistische Mameluken" verketzerte, die gemischten Ehen zwischen Lutheranern und Calvinisten als Todsünde verfluchte, war der Pfälzer Kurfürst Karl Ludwig bedacht, seinem Volke den kirchlichen Frieden zu schaffen und zu erhalten: Cr erlaubte den Lutheranern die Providenzkirche in Heidel berg zu erbauen; er gestattete den Wiedertäufern sich in Mannheim, den Piemontc- sischen Waldensern sich in Germershcim niederzulassen: er gewährte allen christlichen Confessionen freie Religionsübung. Die Professoren der weltlichen Facultätcn verpflich tete er nur auf das Wort Gottes und die ältesten ökumenischen Symbole, er errichtete für Pufendorf einen Lehrstuhl des Naturrechts und ging mit dem Gedanken um, den jüdischen Philosophen Spinoza für die Universität zu gewinnen. Das wiederhergestellte Fräuleinstift Neuburg sollte auch lutherischen Töchtern zugänglich sein. Während ander wärts der Berfolgungsgeist sich zu neuen Kämpfen rüstete, wurde unter ihm die Univer sität Heidelberg „eine feste Burg akademischer Freiheit inmitten der Lande des Krumm stabs". Die Früchte dieser väterlichen und milden Regierung traten bald zu Tage. Das von der Natur reich gesegnete Land blühte in Kurzem rasch empor, so daß der Marschall von Grammont, der im I. 1646 mit seinem Heere durch die verwüstete und verwilderte Gegend gekommen war, zwölf Jahre später schreiben konnte, Stadt und Land mache den Eindruck, als wenn niemals Krieg geführt worden wäre. Der Kur sürst selbst hat durch Sparsamkeit und umsichtigen Haushalt wesentlich zu dem Em porkommen des Landes beigetragen und dem Volke ein gutes Beispiel gegeben. Wie sehr wäre dem wohlwollenden Fürsten zu wünschen gewesen, daß er auch inAAAA^ seiner Häuslichkeit das Glück und den Frieden gefunden hätte, die er überall zu fördern bedacht war. Aber auf seinem ehelichen Leben lag ein dunkler Schatten. Seine Ge mahlin Elisabeth, die Tochter des um die protestantische Sache und um das pfälzische Haus während des Krieges so hochverdienten Landgrafen Wilhelm von Hessen-Kassel und der hochsinnigen Amalia, erwiederte die warme Liebe und Hingebung des Kur- lürsten mit Kälte und stolzer Zurückhaltung. Sie hatte bei ihrer Verlobung eine andere Neigung im Herzen getragen und in den Ehebund mit innerein Widerstreben gewilligt; und sie besaß nicht Selbstbeherrschung genug, um sich mit ihrem Schicksale auszusöhncn; ihre kalte Schönheit war unempfänglich für die Liebe ihres Gemahls; ihre Launen haftigkeit und ihr widerstrebender Sinn ließ kein harmonisches Zusammenleben aus- kommen; ihr Hang zu glänzenden und rauschenden Vergnügen, zu Festlichkeiten und Jagdpartien fand an dem einfachen sparsamen Hose zu Heidelberg keine Befriedigung. Die Mißverhältnisse mehrten sich, als Karl Ludwig seine Neigung einer jungen schönen Hosdame, Luise von Degcnfeld, zuwandte. Nach vielen gereizten Auftritten kam es endlich so weit, daß der Kurfürst sich von seiner Gemahlin trennte und mit dem Edel- lräulein, der er den alten pfälzischen Adelstitel einer „Raugräfin" verlieh, eine morga natische Ehe einging. — Das geschah um dieselbe Zeit, als sich seine jüngste Schwester, die eben so geistreiche als schöne Prinzessin Sophie auf dem Heidelberger Schloß mit Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg vermählte, eine Verbindung von künftiger welthistorischer Bedeutung. Ihr ältester Sohn Georg Ludwig sollte dereinst die Krone von Großbritannien tragen. Auch die auswärtigen Angelegenheiten machten dem reizbaren heftigen Kurfürsten Auswärtige viel Verdruß. Sein Streben war darauf gerichtet, dem Kurfürstenthum die frühere Stellung zu erwerben, die verlornen oder streitigen Gerechtsame und Territorien zurück zubringen. Dadurch sah er sich in manche Händel und Fehden verwickelt, bald mit den bayerischen Wittelsbachern, welche dem pfälzischen Zweig des Hauses das Reichs- vicariatsrecht während des kaiserlichen Interregnums streitig machten; bald mit den