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udwig XIII. und Cardinal Richelieu. könne. Als der König der Parlnmcntsdeputaiion diesen Bescheid ertheilte, war die Opposition, die in Lothringen ihren Sitz aufgeschlagen bereits zersprengt; in Metz, das zum Heerd der Agitationen und Verschwörungen ausersehen war, empfing sie die Antwort. Richelieu sah cs gar nicht ungern, daß Lothringen von seinen Gegnern als Stütz- Lothringen. Punkt für ihre aggressiven Pläne auserkoren ward: der unruhige, vielgeschästige Herzog Karl IV. war in die spanisch-österreichisch-katholische Politik, die damals am Rhein sich abspielte, tief verflochten; er sollte die religiöse Reaction gegenüber den Schweden und Protestanten durchführen Helsen. Wenn nun Richelieu, der jetzt im geheimen Rathe unbedingt das entscheidende Wort führte, den König bewog, mit einem Heer gegen Lothringen zu ziehen, so diente er zugleich seinen Verbündeten in Deutschland trat den Plänen seiner Feinde entgegen und förderte das Interesse Frankreichs. Cs machte den Cardinal nicht irre, daß ein großer Theil des Adels, der Beamteinvelt, des Volkes mit den Gegnern sympathisirte; je mehr diese ihre v>°>^ "">- Blicke auf Spanien richteten, desto entschiedener verfolgte er seine eigenen poli tischen Ziele. Der Herzog von Orleans, schon seit einigen Jahren Wittwer, hatte sich mit Margaretha, der jüngsten Schwester des Herzogs von Lothringen ver mählt und war dann zu seiner Mutter nach Brüssel gegangen, wo Jsabella beiden eine huldvolle Aufnahme bereitete. Noch immer war ja Gaston der Thronfolger; wenn er und seine Mutter in die Stellung zurückkchrten, wozu sie durch Rang und Geburt berechtigt waren, welche Vortheile konnte dann Spanien von ihrer Dankbarkeit erwarten! Wie zur Zeit der Ligue mochte dann Frankreich seine Directiven von Madrid empfangen. Durch den herzoglichen Hof von Lothringen hatten die Schützlinge der spanischen Regierung in Brüssel Fühlung mit den nördlichen Provinzen; durch den Herzog Karl von Guise, Gouverneur der Pro vence und Befehlshaber der französischen Flotte des Mittelmeeres, und durch Heinrich II. von Montmorency, der als Gemahl der Felicia Orsini aus dein florentinischeu Fürstenhaus mit der Königin Mutter in verwandtschaftlichen Be ziehungen stand und als Gouverneur von Languedoc eine wichtige Stellung einnahm, konnte der spanische Einfluß im Süden geltend gemacht werden. Denn gerade in diesen Landschaften, die vor Alters zu der Krone Frankreich in einem sehr losen Verband gestanden, wo noch vor Kurzem die Föderation der Refor- mirten der Regierungsgewalt Schranken gesetzt hatte, war man wenig geneigt, einem Absolutismus zu huldigen, wie ihn der Cardinal zu begründen trachtete. Montmorency, der Sohn Damville's, des Streitgefährten Heinrichs IV., „eine ritterlich fürstliche Natur, freigebig und glänzend, tapfer und hochstrebend" besaß in Languedoc eine große Popularität als Erbtheil seines Hauses durch mehrere Generationen: durch ihn wurden die Stände zu der Erklärung angeregt, daß sie die alten Rechte ihrer Provinz gegenüber den Neuerungen der Regierung und der Amtsgewalt der von ihr eingesetzten königlichen Commissionen vertheidigen wollten. Eine gewaltige Bewegung war im Anzug: spanische Galeeren kreuzten im Mittelmeer, da und dort sammelten sich Kriegshaufcn an der Grenze, im