HI. England unter den zwei letzten StuartS u. Wilhelm III. 541 Auf Ludwigs Betreiben kreuzte eine englische Flotte, von Frankreich unterstützt in den Gewässern der Nordsee, um die Holländer abzuhalten, den Schweden gegen den französischen Schützling Christian V. von Dänemark Hülfe zu leisten. Schon vorher hatte Jacob II. an die sechs britischen Regimenter, die seit zehn Jahren in holländischen Diensten gestanden, den Befehl ergehen lassen nach England zurückzukehren. Allein nur sechs und dreißig Offiziere und wenige Gemeine leisteten Folge, die übrigen verblieben in den Niederlanden. Der Grundsatz, daß jeder frcigeborne Mann das Recht habe, Kriegsdienste zu nehmen, wo er wolle, leuchtete ihnen mehr ein als die Pflicht des Unterthanenbandes, welche der eng lische Gesandte geltend machte. Ueberall herrschte die Ansicht, bei dem neuen Krieg, zu dem sich die beiden katholischen Potentaten von Frankreich und England vereinigt die Hand reichten, sei es auf die Vernichtung der protestantischen Re ligion im nordwestlichen Europa abgesehen. Beide Nationen hatten daher das gemeinschaftliche Interesse, den feindseligen Absichten der verbündeten Fürsten mit aller Kraft und Energie entgegenzutreten, ehe ihre Unternehmungen voll ständig zur Ausführung gekommen sein würden. Und wer war dazu ein ge eigneterer Bannerträger als Wilhelm von Oranien, der einst die Niederlande aus der Noth gerettet, auf den die englischen Patrioten schon seit Jahren ihre Hoffnung gesetzt, in dessen Residenzstadt Haag Schaaren von Emigranten aus allen Ständen weilten? Wenn früher die Bekenner der anglicanischcn Kirche mit einigem Rück halt auf den streng calvinistischcn Fürsten geblickt hatten, welcher an die Präde stination glaubte und den Ceremoniendienst der englischen Kirche mißbilligte, so hatte sich jede Besorgniß verloren, seitdem cs der Beredsamkeit Burncts gelungen war, denselben von der Nothwendigkeit der parlamentarischen Verfassung und der damit verbundenen bischöflichen Staatskirche zu überzeugen. Bnrnet war der Repräsentant der latitudinarischen Kirchenideen, die damals im Gegensatz zu den katholisircnden Tendenzen des Königs in den englischen Klerus und in die hochkirchlichen Kreise eingedrungen waren: angesichts der von der katholischen Propaganda drohenden Gefahr zeigten die Episcopalen größere Hinneigung zu den reformatorischen Kirchen des Cvntinents und den ihnen verwandten Non- conformisten in England. Um namentlich gegenüber den calvinischen Presby terianern der Schein-Toleranz des ultramontanen Stuart das Gegengewicht zu halten, wurde ihnen in Flugschriften und Gesprächen eine Ermäßigung der Uni- sormitätsgesetze in Aussicht gestellt, sobald die Gefahr vor der römisch-katholischen Reaction verschwunden sein würde. Es war eine durch die gemeinsame Noth gebotene Handreichung der Episcopalen und Calvinisten zu einem friedfertigen Zusammenleben unter einem Bekenner der Genfer Kirche. Diese friedfertige und einträchtige Gesinnung mußte zuerst bei dem fürstlichen Ehe- paar selbst geweckt und gefestigt werden, und auch dies gelang dem gemäßigten Kirchen-"" mann Burnet. Der Prinz hatte Zweifel geäußert, ob das Recht der Thronfolge seiner Gattin auch auf ihn übertragen werden würde; sein männlicher Stolz verabscheute den