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ZF 532 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. wiederholte der Stuart sein schon oft gegebenes und oft gebrochenes Wort, daß er die Staatskicche in ihren Rechten und Besitzungen erhalten wolle, suspendirte dann alle Strafgesetze in Rcligionssachen, da er nicht wolle, daß den Gewissen seiner Unterthanen Gewalt angcthan werde, und erklärte, daß zur Erlangung bürgerlicher und militärischer Acmter keine Eidesleistung nothwendig sei. Dies war die berühmte Indulgenzcrklürnng, durch welche Jacob, kraft seiner könig' liehen Prärogative mit einem Federstrich alle Statuten vernichtete, welche das volle Staatsbürgerrccht an den Testeid und an den Eid der Treue und des Snp' remnts banden. Er gedachte der monarchischen Autorität einen hoher» Schwung zu geben, wenn er den königlichen Dienst und die Pflicht des Gehorsams als das erste Gesetz hinstcllte, das durch kein anderes Gesetz beschränkt werden könne. Mit welcher Genugthuuug empfing er die Dankadressen seiner römisch-katholische» Glaubensgenossen, die zum Thcil dem höchsten Adel angchörtcu! Auch die Ar»' baptisten, die Quäker, die Cougrcgationalisten oder Independenten und selbst die Presbyterianer ließen sich herbei, dem König für das hohe Gut der Gewissens» freihcit zu danke». Cr versprach, die Jndulgcnz durch ein Gesetz so zu befestige», daß das künftige Zeitalter sie nicht wieder umstoßen könne. Am Hof wurde cs Mode, Quäker und Dissenters mit Aufmerksamkeit zu behandeln; Toleranz u»d Gewissensfreiheit waren die Schlagwörtcr des Tages. Viclvcrfolgtc Antagonistc» der Staatskirche, wie Baxter, Howe, Bunyan wurden aus der Gefangenschaft befreit, in der sie so lange geschmachtet; sie durften am offenen Tag ihre Gläubige» um sich versammeln. Aber es war als ob das Feuer der Begeisterung erlösche» sei, seitdem sie nicht mehr gegen den Antichrist und die babylonische Hure ptt' digcn durften. T^rpäpst- Die Jndulgenzerklärung konnte als die praktische Geltendmachung des t:»s Grundsatzes angesehen werden, daß der König über dem Gesetze stehe. Dann» wurden setzt alle Hebel angcwendet, dieses Prinzip in das englische Staatslebc» einzuführeu. Unter der Maske der Toleranz sollte den Katholiken der Zugang zu den Staats- und Lehrämtern und in die beiden Häuser des Parlaments ge» öffnet, und auf diese Weise unter Beihülfe des katholisch- absolutistischen Königs und einer nach seinem Sinne zusammengesetzten Regierung allmählich das Brand' mal des Schisma von der britischen Nation abgewischt werden. Der feierlich Empfang des zum Erzbischof in partibus und zum Nuntius erhobenen päpstl» chen Botschafters Monsignor d'Adda, eines feinen gewandten Mannes von ge' fälligen Manieren, durch den König, die Königin und die Spitzen des Hofes n»d des Cabinets in dem Prunksaale von Whitehall war der erste Schritt zur Vtt' wirklichung des weit angelegten Planes. Nach den Gesetzen durfte kein päpstliches Abgesandter das Land betreten; und nun sahen die Bewohner von London, d» massenhaft zu dem neuen Schauspiel herbeigcströmt waren und alle Fenster de» umliegenden Häuser besetzt hatten, den priesterlichcn Diplomaten mit einer lange» Reihe sechsspänniger Carossen seine Auffahrt zur königlichen Audienz mache»'