526 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. schränkter Macht in allen geistlichen Angelegenheiten. An der Spitze dieser aus drei Prälaten und vier weltlichen Staatsmännern zusammengesetzten vbcrkirchcn- räthlichcn Commission stand der Lordkanzler Jeffreys; neben ihm besaß Sunder land den größten Einfluß. Der Erzbischof Sancroft wohnte den Sitzungen nicht bei, die zwei andern Bischöfe waren servile Geschöpfe, bei denen der Ehrgeiz die Gesinnung überwog. Die erste Handlung dieses neuen Kirchenrcgimcnls, sllsrcndir,. das weniger ein Glanbcnstribunal als einen Disciplinargerichtshof vorstcllte, war die Untersuchung gegen Bischof Compton wegen Ungehorsams gegen das königliche Gebot. Die Meinungen waren getheilt; aber Jacob, dem die Com mission die Entscheidung an heim stellte, sprach sich für die Suspension aus; die Säule der Opposition bei Klerus und Adel sollte gefällt werden. Daraus wurde» dem Bischof Compton alle kirchlichen Functionen entzogen und die Verwaltung seines großen Sprengels seinen beiden geistlichen Richtern, Crcwe von Durhain und Sprat von Rochester übergeben. Henry Compton zog sich nach dem bischöf lichen Landsitz Fulham zurück, wo die Früchte seiner botanischen Studie» noch heute sichtbar sind. Religiöse Während gegen die rcformatorischcn Regungen eine inguisitorialc Gewalt geschaffen Aufregung. Hürde, cnviesen der König und die Vollstrecker seiner Befehle eine bewunderungswürdige Nachsicht gegen die papistischcn Ucbcrschreitungcn. Katholische Eiferer geistlichen und weltlichen Standes übertraten in trotzigein Sicgesbewußtscin die kirchlichen Landesge- sctzc, ohne sich durch den Unwillen des Volkes, der sich hie und da in tumultuarischc» Auftritten Luft machte, cinschüchtcrn zu lassen. „Katholische Kapellen erhoben sich i»> ganzen Lande; Capuzcn, Gürtelstrickc und Rosenkränze zeigten sich allenthalben in de» Straßen zum Erstaunen einer Bevölkerung, deren älteste Glieder die klösterliche Kleidung nur auf der Bühne gesehen hatten, ein Kloster entstand zu Clcrkcnweü an der Stelle des alten Klosters St. Johann; die Franziscaner nahmen Besitz von einem Gebäude in Li»- coln's Inn-Feldern; die Carmcliter setzten sich in der City fest; einer Gesellschaft von Bencdictincrmönchcn ward eine Wohnung im St. James-Palast cingerüumt; in dc»> Savoy ward ein geräumiges Haus mit einer Kirche und einer Schule für die Jesuiten gebaut und unter des Königs besonüern Schutz gestellt." Wohl traten da und dort An zeichen von Unzufriedenheit und Aufregung im Volke hervor; allein Jacob verließ sich aus seine stehende Armee, die er 13,000 Mann Reiterei und Fußvolk stark auf der Haide von Hounslow im Angesichte von London in einem großen Lager gesammelt hatte. Cr lachte der Warnungen des der katholischen Kirche eifrig ergebenen Kurfürsten Philipp Wilhelm, dessen Geschäftsführer sich gegen den Wunsch seines Herrn zur Errichtung der City-Capelle hatte gebrauchen lassen müssen; denn wie sollte eine Empörung Erfolg haben können, wo eine schlagfertige Armee dem König jederzeit zur Verfügung stand? Aber auch in das Lager war bereits die religiöse Aufregung gedrungen. Die protestantischen Soldaten lasen mit Begierde die „Ansprache" eines englischen Geistlichen, Samuel Johnson, der die Truppen in feurigen Worten ermahnte, ihre Waffen nicht zu gebrauchen zu Vertheidi- gung des Meßbuches sondern der Bibel und des Landrcchts. Der Verfasser hatte schon früher eine Schrift unter dem Titel „Julian der Apostat" herausgcgcbcn, worin er nachgc- wiesen, daß die Christen der ersten Jahrhunderte nicht an die Unzulässigkeit des Wider standes geglaubt hätten, und war deshalb als Verleumder und Aufruhrstiftcr ins Gcfäng- niß geworfen worden; jetzt wurde er zum Pranger und zur Geißelung verurthcilt. M