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III. England unter den zwei letzten Stuarts u. Wilhelm III. 519 währe» und dadurch in dem Unglücklichen die Hoffnung auf Gnade zu wecken. Er mochte Enthüllungen erwarten, die seiner Rachsucht neue Opfer geliefert hätten. Die Hände auf den Rücken gebunden trat Monmouth vor den Oheim; er warf sich vor ihm auf die Erde, er beschwor ihn, aus Rücksicht auf das Stuart- sche Blut, das auch in seinen Adern rolle, Mitleid zu haben; er bat flehentlich um sein Leben; er gab sogar zu verstehen, daß er geneigt sei, sich mit der katho lischen Kirche auszusöhnen. Der finstere Monarch blieb unbewegt. „Sire! ist für mich keine RettungJacob wandte ihm schweigend den Rücken. Da erst erwachte wieder das Bewußtsein seiner Manneswürde. „In zitternder Haltung war er gekommen; mit festen Schritten ging er von dannen." Alle späteren Ver suche, durch Verwendungen und Fürsprachen Gnade oder wenigstens Aufschub der Todesstrafe zu erlangen, blieben erfolglos; Monmouth sollte sein Verbrechen mit dem Leben büßen. Zwei Bischöfe erhielten den Auftrag, ihn zum Tode vor- zubcrciten. Sie stellten ihm vor, daß er durch seine Empörung gegen den König und durch sein Zusammenleben mit Henriette Wentworth sich gegen Gottes Ge bote vergangen habe. Er sagte, daß er sein Unternehmen wegen des dabei ver gossenen Bürgerbluts bereue, aber weder wollte er zugeben, daß jeder Widerstand gegen die Obrigkeit unerlaubt sei, noch konnte er dahin gebracht werden, die Ver bindung mit Lady Wentworth, die er als eine Gewissensehe ansah im Gegensatz zu der conventionellen Heirath seiner Jugend, für sündhaft zu erklären. Lieber wollte er auf Absolution und Sacrament verzichten und der unmittelbaren Gnade Gottes seine Seele empfehlen. Sein Tod war schrecklich. Schon darniederliegend erhob er sich noch einmal, um das Beil zu prüfen; cs schien ihm nicht scharf genug; und wirklich mußte der Nachrichter fünf mal zuhanen, ehe das Haupt vom Rumpf getrennt ward. Viele Thränen folgten dem wohlwollenden leut seligen Herrn ins Grab; er wurde als Märtyrer des protestantischen Glaubens betrauert. Im nächsten Jahr starb auch Henriette Wentworth an gebrochenem Herzen. Nach der Hinrichtung des unglücklichen Königsohncs folgte der Terrorismus der Blutgerichte und des Justizmordes in der empörendsten Gestalt. Man muß AMn.' bei Macaulay die Darstellung der Hochverrathsprozesse lesen, welche in den west lichen Grafschaften durch den unmenschlichen Oberrichter Jeffreys veranstaltet wurden, um sich einen Begriff zu machen von den „blutigen Assisen", die in der Geschichte menschlicher Gräuelthaten eine der hervorragendsten Stellen behaupten. Ein Mann ohne Herz und Gewissen, der von Jugend auf mit leidenschaftlicher Parteiwuth der Reaction gedient, der durch die Höhlen des Lasters gewandelt, unter den Ränken und Chicancn eines gottlosen racherfülltcn Geschlechts alles Gefühl von Menschlichkeit und Gerechtigkeit in seiner Seele erstickt hatte, zog Jeffreys durch die Städte und Landschaften von Hampshire, Dorset, Somerset, uin von Soldaten und Schergen unterstützt mit Richtbeil und Henkern nicht nur die Theilnehmer und Förderer des Aufruhrs zu fällen, sondern gegen alle Whigs