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488 L. Die letzte» Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. sch-r'T?r°o- war natürlich, daß diese Gcmüthsbewcgung auch in dem Parlamente sich kund gab, das der König im Oktober cröffnete. Die Thronrede gedachte in 'rer» wenig Worten der Vcrschwörungsgcschichte, deren wahre Beschaffenheit durch die ordentlichen Gerichte bald an den Tag gebracht werden würde. Aber wie hätte sich die Versammlung damit zufrieden geben sollen! Bald wurden Rcpressiv- maßrcgcln von großer Tragweite beantragt. Alle Katholiken sollten vom Hofe und von der Hauptstadt verwiesen werden, mit Ausnahme der Angesessenen und Familienväter, welche den Eid der Treue und des Supremats leisten würden; der König ward ersucht, in seiner Leibgarde, in Küche und Keller nur zuver lässige rechtgläubige Leute zu verwenden; ans beiden Häusern sollten alle Katho liken ausgeschlossen werden. Fünf Lords, welche Tongue und Oates bei einer Vernehmung im Unterhause des Einverständnisses mit dem jesuitischen Complot beschuldigten, wurden in den Tower abgcführt. Vor Richtern und Geschwornen, die unter den Einflüssen des Tages, unter dem Druck der populären Gereiztheit und tuniultnarischen Auftritte standen, wurde nun die Untersuchung über das Complot fortgesetzt in einer so parteiischen Weise, unter so gehässigen Voraus setzungen, daß die Hauptstadt wie im Kriegszustand erschien: die Straßen wurden gesperrt, Kanonen vor Whitehall aufgeführt, die Bürgermiliz, mit Freiwilligen verstärkt, unter die Waffen gerufen, Haussuchungen und Verhaftungen nahmen kein Ende, die Gefängnisse füllten sich mit Verdächtigen; Bekenntnisse wurden mit Foltern erpreßt, hartnäckige Leugner unter Martern hingerichtet. Die Aus sagen eines Oates und seiner Genoffen, die sämmtlich eine bescholtene zweideutige Vergangenheit hinter sich hatten, vermochten katholische Geistliche und Laien, denen man außer ihrem Bekenntniß keinen Vorwurf machen konnte, als Theilnehmcr des papistischen Coinplots in den Kerker und auf das Schaffst zu bringen. Unter der Macht der religiösen Befürchtungen wurde der gerichtliche Terrorismus von der Nation geduldet, gebilligt, gefordert. In derselben Richtung bewegten sich auch die Verhandlungen im Parlament. Die Männer der Opposition in dem einen wie in dem andern Hause suchten die im Lande herrschende religiöse Er regung zu benutzen, um ihre Gegner aus dem Rathe des Königs zu entfernen. buri^u^eint Vorn nationalen Gesichtspunkte aus konnte man es nur billigen, wenn Shaftes- Genossen, bury, der Führer der anglicanisch-patriotischcn Partei und seine Freunde dahin trach teten, Reich und Kirche für die Zukunft sicher zu stellen, Gesetze zu finden, durch welche zugleich das Erbrecht der Krone und die Staatsreligion gewahrt würden; aber mit diesen vaterländischen Zwecken und Bestrebungen waren so viele persönliche Motive, so viele Parteileidenschaften, Factionsintcresien und Corruptioncn verbunden, daß man nur mit Widerwillen ans das unsittliche Treiben, ans das Gewebe von Jntrigucn und unlauteren Motiven blicken kann und cs ganz natürlich finden muß, daß schließlich der König als Sieger aus dem unredlichen Spiel hervorging. Wenn die mit dem eben so ehrgeizigen und selbstsüchtigen als geistvollen und staatsklugcn Grafen verbundenen Lords und ihre Gesinnungsgenossen unter den Gemeinen darnach trachteten, die Katho liken und ihr Haupt, den Herzog von Nork vom Hofe und von der Regierung zu ver-