Volltext Seite (XML)
470 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. verwandt sei. Zu keiner Zeit, weder früher noch später, trat der protestantische Cha rakter in der anglokatholischen Episcopaikirche so scharf hervor als unter den beiden letzten Stuarts. Und auch in Rom war man sehr kühl gegen die Anzeichen katholi- cirendcn Tendenzen; für halbe Maßregeln war jene Zeit der schärfsten Reaction nicht empfänglich. Was nicht auf dem Grunde des Tridcntinums beruhte, galt den Papisten als Ketzerei. Wir wissen, daß auch der französische König und Klerus rcumüthig in den Schooß des Romanismus zurückkchrte. Damals wollte man von keiner Scitenthürc, von keinem Einschleichen in die Behausungen der römischen Rechtgläubigkeit wissen. Wer nicht durch die offene Pforte eingehen wollte, sollte draußen bleiben. Rur der Weg der Heuchelei war nicht verschlossen, und auf dem ist Karl H. bis zu seinem Tod gewandelt. ^Di-R-gie- Es war als ob Natur und Menschen sich vereinigt hätten, das englische neue Partei- Reich in den ersten Jahren der Stuartschen Restauration mit schweren Drang- ^iosr!salcn hcimzusnchen. Eine Pestseuche stürzte in einem einzigen Sommer hundert- wee. tausend Bewohner der Hauptstadt ins Grab; im nächsten Jahr verzehrte» die Flammen zwei Drittel von London, 13,000 Häuser und 89 Kirchen. Bald darauf befuhr, wie früher erwähnt (S. 372.), die holländische Flotte die Themse, verbrannte die Kriegsschiffe, raubte Fahrzeuge und Gut und bedrohte die Haupt stadt. Den leichtsinnigen Stuart focht dies Alles wenig an; es wird erzählt, daß am Tage des Flottenbrandes, als die Bürgerschaft Londons zum erstenmal von dem Donner fremden Geschützes erschreckt ward, der König mit seinen Buhlcrinncn in kindischem Getändel einer Motte nachjagte. Die hohen Geldbewilligungen des Parlaments für den Krieg dienten zur Bereicherung der Schmeichler und los?. Höflinge. In dem Frieden von Breda nahm England Schaden an Ehre und Ansehen. Eine große Verstimmung gegen den Hof ging durch die ganze Nation: man verglich die Cromwellschen Triumphe mit der rühmlosen Gegenwart, da mals habe eine kraftvolle protestantische Politik gewaltet, jetzt buhle man mit dem Romanismus. Schärfer als je wurde» die katholicirenden Tendenzen verurtheilt. Noch jetzt liest man auf dem Denkmale, das zur Erinnerung an den großen Brand in der City errichtet ward, die schwere Beschuldigung, daß die Katholiken das Unglück angestiftet Hütten. Während der Pest, als der Hof nach Oxford flüchtete und die anglicanischen Bischöfe und Geistlichen sich furchtsam zu Hause hielten, hatten puritanische Seelsorger den Leidenden und Sterbenden die Worte des Lebens, die Tröstungen des Evangeliums gebracht; und sie sollten verjagt, gestraft, verfolgt werden, weil sie nach der Vorschrift ihres Gewissens und ihrer Ueberzeugung ihr Gebet verrichteten und das Abendmahl empfingen? Ein Zug von Mitleid und Thcilnahme durchdrang die Gemüther. Parlament und Hier archie geriethen in Besorgniß, daß das Volk vor dem Papismus der Hofkreise sich wieder in den Schooß des Puritanismus flüchten möchte. Die Reichsständc in Oxford suchten daher durch eine neue Akte die Conformität sicher zu stellen. Jedermann sollte sich eidlich verpflichten, daß er auf keine Veränderung in Staat und Kirche denke und daß er es für ungesetzlich halte, unter was immer für Um-