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II. Oesterreich, Ungarn, die Türkei. 461 einer Enischeidung geführt hätte. Unter den Gefallenen war der tapfere General Genslcr, der einst von Tököly gefangen genommen, dann aber gegen dessen Ge mahlin Helena ausgctauscht morden war. Friedrich August kehrte darauf zurück, um die durch den Tod Sobiesky's erledigte Krone von Polen zu erwerben, und Prinz Eugen übernahm wieder das Commando. Nun konnte man schnell wahr- Stacht nehmen, welch ein neuer Geist durch den genialen Feldherr» dem kaiserlichen Heer eingchaucht wurde. Als im nächsten Sommer der Sultan seine über 106,000 Mann starke Armee von Belgrad aus wieder in das Stromgebiet der Theiß führte, trat der kaiserliche Feldmarschall dem übermächtigen Feind ent gegen und lieferte ihm bei Zenta an dem linken sumpfigen Ufer der Theiß, als die türkische Armee gerade über den Fluß setzte, die große Schlacht, die zu den berühmtesten des Jahrhunderts gehört. „Die victoriose Action", meldete Eugen dem Kaiser, „hat sich geendet mit Scheidung von Tag und Nacht, und die Sonne sechsten hat nicht eher untergehen wollen, bis sie mit ihrem glänzenden Auge den völligen Triumph von E. Kais. Majestät glorwürdigsten Waffen hat vollständig mit anschanen können." Das türkische Heer war so gut wie ver nichtet. Mehr als 20,000, darunter der Großwesir und die meisten Hauptlcute blieben auf dem Platze; 10,000 fanden ihren Tod in den Wellen des Flusses und in den nahen Sümpfe»; wie groß die Anzahl derer war, die ans der Flucht von den nachsetzenden Husaren erschlagen wurden, wer konnte das erfahren? Kaum zweitausend sollen entkommen sein. ^Das Lager mit dem Prachtzelt des Groß herrn, die reichgefüllte Kriegskasse, Hunderte von Standarten und Feldzeichen, Geschütz und Kricgsvorrath, Ochsen, Pferde, Kamele, Wagen zu vielen Tausen den, fielen in die Hände der Sieger als Trophäen des glänzenden Tages. Hätte Eugen die „ungemein große Consternation" des Sultans sofort benutzen und die Früchte in voller Ernte einthun können; so wäre es um die türkischen Besitzungen an und über der Donau geschehen gewesen. Aber Mangel an Lebensmitteln, ungangbare Wege in Folge großer Regengüsse und gänzliche Erschöpfung der Soldaten machten die weitere Verfolgung unmöglich. So blieben die Türken noch ferner im Besitz von Belgrad und TemeSwar. Ein Streifzug Eugens nach Bosnien hatte keine Folgen, als daß die Hauptstadt Bosna-Serai großenthcils eine Beute des Feuers und der Plünderung ward. Nach dem Frieden von Ryswick wäre cs der österreichischen Regierung ^icht^^vn gewesen, ihre Streitkräfte im Osten zu mehren und die Türken, die zu gleicher Zeit von den Russen an der Nordküste des Pontus bekriegt wurden und ihnen durch Abtretung der wichtigen Stadt Asow den Zugang zu dem Meere gestatten mußten, in die größte Bedrängniß zu bringen; allein schon waren Wolken auf gezogen, die neue Stürme im Westen verkündeten, daher wünschte der Kaiser mit den Osmanen Frieden zu schließen, um bei den bevorstehenden Kämpfen um die spanische Monarchie die Hand frei zu haben. Und da auch England und Holland im Divan in gleichem Sinne wirkten, so wurde ein Waffenstillstand ge- on. reg8.