Volltext Seite (XML)
460 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. ^ ^ „Lcopoldinischen Diploms" den StaatSgrnndvertrag, kraft dessen mir Fürsten aus dein Habsburger Haus in dem Berglande regieren, aber die alten Rechte und Freiheiten anerkennen und achten sollten. Caraffa nannte die Erwerbung des Für- stenthuins, das die Natur zur Citadelle gemacht habe, ohne welche der Besitz des Königreichs Ungarn nie sicher sei, „ein Meisterstück der subtilsten Staatskunst/' ^vomr Mit dieser Uebercinkunft, welche dem Hause Oesterreich die Oberhcrrlich- Kri-g-gaiig. keit und einen jährlichen Tribut von 50,000 Ducaten gewährte, waren auch Tököly's Herrscherträume zerronnen. Der Tod des Wesir, der ihn stets be günstigt, an dessen Seite er bei Szalankemen gefochten hatte, raubte ihm die stärkste Stütze. Zwar erschien der unternehmende ritterliche Mann noch mehr mals mit bewaffneten Heerhaufen in Siebenbürgen und Ungarn und suchte die Oberherrschaft der Türken wieder aufzurichten, aber er verlor mehr und mehr au Ansehen und Einfluß auf die Gcmüther seiner Landsleute; die Sympathien für Oesterreich waren im Wachsen. Doch hielt der Graf auch in den nächsten Kriegsjahren treu zur Pforte, die unter den wechselnden Zeitereignissen sich von dem bei Szalankemen erlittene» Schlag allmählich wieder erholte. Dank dem neuen Weltkrieg wider Frankreich, der die erfahrensten und geschicktesten Feld herren Ludwig von Baden und Eugen von Savoyen an den Rhein und nach Oberitalien abrief, behaupteten sich die Türken in Belgrad. Weder der Feld- marschall Caprara, der seine Rettung in Peterwardein nur der ungünstigen Witterung verdankte, welche die Türken zum Rückzug nöthigte, noch der neue Kurfürst von Sachsen, der starke Friedrich August II., vermochten den früheren s-rr. iss-, Siegeslauf fortzuführen; und als nach dem Tode des schwachen Ahmed II. der Sohn Mohammeds IV. Mustafa den Herrschersitz in Konstantinopel einnahm und in einem Manifest (Hattischeris) erklärte, daß er nach dein Beispiele seines großen Ahnherrn Suleiman I. selbst an der Spitze der Heerschaaren zum heiligen Kampfe gegen die Feinde des Propheten ausziehen werde, da konnte es scheinen, als ob der Osmanische Militärstaat einer neuen Aera entgcgeugehen sollte. Und wirk lich errangen auch im Anfang die türkischen Waffen wieder einige Vortheile. Während in dem See- und Küstenkrieg wider die Venetianer die Osmanische Flotte mehrere glückliche Unternehmungen machte, setzte der Sultan selbst über die Donau, eroberte eine Anzahl fester Orte und vernichtete in einem mörderischen ?6ss) Treffen bei Lugos die getrennte Hecrabtheilung des italienischen General Veterani. Sechstausend Gefallene lagen auf dem Waffenfelde, darunter auch der tapfere Anführer selbst. Triumphirend kehrte Mustafa bei Anbruch des Winters nach seiner Hauptstadt zurück, wo er als Wiederhersteller der Monarchie und des alten Waffenruhmes gefeiert ward. Im nächsten Sommer erschien er von Neuem an der Donau, als die Kaiserlichen unter Caprara und dem Kurfürsten von Sachsen gerade vor Tenieswar standen. Auf die Kunde von dem An- rückcn der Türken zogen sie denselben entgegen. Da kam es an der Bega unweit Aug. esse. Olasch zu einem Treffen, das beiden Theilen große Opfer kostete, ohne daß es zu