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II. Oesterreich. Ungarn, die Türkei. 459 mcjnsten flNnthlosigkcit »och auszurichten vermöge." Mustafa Köprili brachte das Steuer- und Finanzwesen in bessere Ordnung, indem er die Einkünfte der Moscheen zu den Staatsausgaben hcrbeizog und die iiichtmohammcdanischen Reichsuntcrthanen vor Bedrückungen schützte, und fachte in den Herzen der Janit- scharen Muth, Ehrgefühl und Religionscifer an, so daß, während mehrere Jahre lang das Heer nur durch Zwang und Gewalt hatte vollzählig erhalte» werden können, nunmehr Tausende sich freiwillig zum Dienste meldeten. Die Wirkungen des neuen Geistes, der durch den dritten Köprili in das AAAj""' Osmanische Staatswesen eingcführt ward, gab sich bald im Krieg wie in der Politik kund. Als im nächste» Frühjahr Apafy in Siebenbürgen starb, und das Wiener Kabinet durch Caraffa sich alle Mühe gab, die Stände zu vermögen, daß statt des schwachen unmündigen Sohnes des Verstorbenen Kaiser Leopold selbst zum unmittelbaren Herrn gewählt, der „absolute römisch-kaiserliche Dominat" in Siebenbürgen eingcführt würde, ernannte der Großwcsir das Haupt der national-ungarischen Partei, Tököly zum Fürsten von Siebenbürgen und unter stützte ihn mit Hülfstruppcn. als der Graf seine Kriegszüge in dem Gcbirgslande wieder aufnahm. Zugleich brach der Großwesir selbst an der Spitze einer Armee von 80,000 Mann nach Serbien auf, um während der Zeit, daß Ludwig von Baden mir seiner Hauptmacht gegen Tököly nach Kronstadt zog, die verlornen Festungen zurückzucrobcrn. Nachdem Widdin und Nissa wieder in die Gewalt s'K E-vt- der Türken gefallen, rückte Mustafa vor Belgrad, das von einer schwachen kaiser lichen Besatzung vertheidigt ward. Während der Belagerung flogen drei große Pulvermagazine, durch Verrath oder Zufall entzündet in die Luft, eine Explosion, durch welche ganze Regimenter unter Trümmern begraben, der Festungsbau selber in einen Steinhaufen verwandelt wurde. Der kleine Rest der Besatzung, der dem Verderbe» entrann, rettete sich in aufgelöster Flucht nach Esscck, während die Osmanen abermals von der vielumstrittenen Donanstadt Besitz nahmen. ON. >oso. In Wien gcrieth man von Neuem in Schrecken; denn im nächsten Früh- §A°A-m-,, jahr setzte Mustafa, nachdem er frische Verstärkungen an sich gezogen, nach Scmlin über und bedrohte Ungarn mit einer neuen Invasion. Der Tod Sulcimans III. ^rw-rfung. brachte keine Veränderungen in der Lage der öffentlichen Dinge hervor ; seiniosl. Bruder und Nachfolger Ahmed II. bestätigte den Großwcsir in seiner Würde. J>n August rückte Köprili von Scmlin gegen Peterwardcin vor; da eilte Ludwig von Baden aus Siebenbürgen herbei, um dem Feinde den Weg zu verlegen. Sein Heer war nicht halb so stark als das Osmanische; und dennoch erfocht der kai serliche auf der Wahlstatt von S za lankemen seinen glänzendsten Sieg, j^Aug. Unter den 24,000 gefallenen Türken war der Großwesir Mustafa Köprili selbst, der, als ec die Seinen zur Erstürmung der Höhen vorführte, im dichtesten Kampf- gewühl von einer feindlichen Kugel getroffen ward. Unter dem Eindruck dieser mächtigen Waffenthat und der darauf folgenden Einnahme von Großwardcin durch den siegreichen Feldherrn schlossen die Stände von Siebenbürgen auf Grund