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446 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. türkischen Angriffen gesichert waren, während die Osmanen in Siebenbürgen und ! Ungarn behielten was sie erobert und besetzt hatten und gegen die Venetiancr j freie Hand bekamen. Apafy sollte Fürst von Siebenbürgen bleiben und nach j seinem Tod das freie Wahlrecht der Stände in Geltung treten; der Kaiser ge währte dem Sultan ein „freiwilliges Geschenk" von 200,000 Gulden und gab zu, daß nicht nur Großwardein, sondern sogar Neuhäusel, fast im Angesichte ! Wiens, in türkischem Besitze verblieb. Es war begreiflich, daß sowohl die Ungarn als die deutschen Reichsfürsten mit größtem Unwillen auf eine Uebereinkunft ! blickten, die ohne ihre Mitwirkung und unter so schmachvollen Bedingungen ab- j geschloffen worden. Die beiden Herrscher aber feierten die Herstellung des Friedens j durch glänzende Geschenke, die sie einander zuschicktcn. 3. AuMnde und Aeaction in Angarn. ^Nationale In Ungarn herrschte große Verstimmung. „In seinem Krönungseid hat ""GkgrnMk'der Kaiser geschworen über Krieg und Frieden die Einwilligung des Reichstags ! cinzuholen und nun schließt er auf eigene Hand einen Vertrag mit dem Sultan, ! der das Königreich beiden als Beute ausliefert". Derartige Reden wurden in j den Kreisen der ungarischen Magnaten geführt; selbst der Palatin Wesselenyi und der sonst dem Kaiser so ergebene Graner Erzbischof Lipzay meinten, ein solcher Frieden sei schlimmer als Krieg. Umsonst berief Fürst Lobkowitz, der j seit Portias Tod an der Spitze des Ministerraths stand, mehrere der einfluß reichsten Adeligen nach Wien, um ihnen eine bessere Ansicht beizubringen; der ungewöhnliche Schritt steigerte die Mißstimmung. Die Vermehrung der deut schen Truppen in den Städten an der Theiß und in Oberungarn schien die Ab sicht anzukündigen, die nationalen Rechte und Freiheiten allmählig zu beseitigen; die Hofschranzen in Wien sprachen höhnend, man werde den Magyaren die kost baren Reiherfedern von den Hüten und die silbernen Knöpfe von ihren Röcke» reißen und ihnen Joch und Zügel über den stolzen Nacken werfen. Eine Bitt schrift um Entfernung der deutschen Besatzungen, die nach dein Abschluß des Friedens unnöthig seien, fand keine Beachtung. Und doch waren diese so verhaßt, daß sie sich in den Straßen nicht sehen lassen durften, ohne verhöhnt und insul- tirt zu werden. Man hörte häufig die Aeußerung, lieber türkisch als österreichisch! Besonders war diese Ansicht unter den Protestanten verbreitet, weil sie unter Osmanischer Herrschaft ihres Glaubens leben durften, während mit dem österrei chischen Regierungssystcm Religionsdruck und Bekehrungseifer verbunden wäre». So vereinigten sich die zwei heftigsten Leidenschaften, nationale Antipathie und religiöser Glaubenseifer zu einem glühenden Haß, der sich zuletzt in Complottt» und Aufruhr Luft machte. Sine V.>- Einige der angesehensten und reichsten Magnaten, Zriny, Wesselenyi, Nli- ,ä"ner»n>,. Frangipan u. a. benutzten die Hochzeitsfeier des jungen Franz Rakoczy