442 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. Kcmwy. Barcsay, der durch seine schwache Haltung wie durch die drückende Eintrei bung der den Osmancn schuldigen Kriegsentschädigung das Vertrauen und die Zuneigung des Volkes eingebüßt hatte, entsagte seiner Würde, worauf die Stände I.J-M. 1««!. den Vertheidiger von Großwardein, Johann Kemeny zum Fürsten wählten. Für Siebenbürgen war durch die Veränderung wenig gewonnen. Da die Türken keine Neigung zeigten, den neuen Lehnfürsten anzuerkennen, vielmehr mit ciner Wiederholung der Feindseligkeit drohten, wenn nicht Barcsay wieder in sein Amt eingesetzt würde; so suchte sich Kemeny in eine Lage zu versetzen, daß er sich mit Gewalt zu behaupten vermöchte. Zunächst ließ er die beiden Brüder Barcsay, die in dem gegründeten Verdacht standen, mit den Türken verrätherische Verbindungen zu unterhalten, in Haft nehmen und erst den jüngeren, Andreas Mail««!.nach vielen Folterqualen durch den Strang hinrichten, dann auch den ältern meuchlings überfallen und erinorden. Alsdann setzte er sich mit Kaiser Leopold in Verbindung, der schon seit längerer Zeit einige deutsche Regimenter unter dem Grafen von Touches in die ungarischen Städte an der Siebenbürgischen Grenze gelegt hatte, um von Oesterreich Hülfe gegen die Pforte zu erlangen. Ungar von Geburt und der katholischen Kirche angehörend, fand Kemeny in Wien mehr Sympathien als einst Rakoczy, der früher gleichfalls mit dem Kaiserhof unter handelt hatte. Hof Wahrscheinlich hätte sich die kaiserliche Regierung noch ferner damit begnügt, Pforü. einige unzulängliche Streitkräfte in den Grenzlanden zu unterhalten, die je nach dem Gange der Dinge die Habsburgischen Interessen wahren, aber alle direkten -Feindseligkeiten mit den Osmanen vermeiden sollten, wäre nicht der Ueberinuth und die Brutalität der Pforte so grell hervorgetreten, daß das ganze christliche Abend land in Aufruhr gerieth. Nicht nur daß die Tataren und andere wilde Soldaten haufen das Siebenbürgische Land besetzt hielten und mißhandelten, der Ofener Ser». l««l. Pascha ernannte eigenmächtig den Michael Apafy, einen Edelmann von schüch terner unkriegerischer Natur, der wie Kemeny lange als Gefangener bei den Ta taren gelebt hatte, fast wider seinen Willen zum Fürsten von Siebenbürgen und zwang die Stände zu dessen Anerkennung. Von der vertragsmäßigen Rechts stellung war somit keine Rede mehr; im Divan hatte man offenbar die Absicht, das Siebenbürgische Land mit allen Städten unter die unmittelbare Herrschaft des Sultans zu zwingen. Dies durfte man in Wien schon wegen Ungarn nicht zugeben. Noch einmal betrat man jedoch den Weg der Unterhandlungen; erst als die Gesandten von dem Groß-Wesir barsch zurückgcwiesen wurden, schickte die kaiserliche Regierung zwei Heere unter dem erfahrnen Feldmarschall Raimund von Montecuccoli aus dem Modenesischen und dein Grafen Johann Richard von Starhemberg nach der mittleren Donau und an die Theiß. Der kaiserliche Ober feldherr hätte gerne einen entscheidenden Schlag geführt; er traf bereits alle An stalten zum Uebergang über die Donau, zu einem Angriff auf Gran und Ofen- Dies war aber gegen das österreichische System. Montecuccoli beklagt sich bitter