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410 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. schritten und neue Wojewoden eingesetzt, fielen sie in Siebenbürgen ein. Mord und Verwüstung vor sich hertragend. Alles flüchtete sich in die Städte oder Wäl der. Das Burzenland mit Kronstadt, wohin die Barbaren zunächst ihren Zug richteten, hatte am meisten zu leiden. „Am 11 Sonntag nach Trinitatis", heißt es bei Teutsch. „am Tage des Evangeliums von der Zerstörung Jerusalems, in der die Zeitgenossen wehklagend ein Bild der Gegenwart sahen, brannten die Ta taren am Hellen Mittag Neustadt und Weidenbach nieder. Tags darauf Zeidcn und Rosenau; allerorts wurden die Einwohner gefangen, gebunden, mißhandelt; wer durch die Schärfe des Schwerts fiel, konnte noch glücklich gepriesen werden. Bei der steinernen Brücke vor der Blumenau war Mcnschenmarkt; um zehn Thaler verkauften sie Aeltere, um vier Hufeisen war eines Kindes Leben feil, was nicht aufging, wurde in die Sclaverei geschleppt oder in Stücke gehauen". So war das Loos des ganzen Landes. Einige der größere» Städte, wie Hermannstndt und Clausenburg entgingen dem Verderben durch hohe Geldsummen; Weißenburg dagegen, die fürstliche Hofstadt, sank in Trümmer und Asche; sic wurde zur „schwarzen Burg", wie sie die Zeitgenossen fortan nannten. Bald langte der Groswesir selbst mit neuen Heerhaufen an. Nach Vereinigung sämmtlicher Strcit- kräfte hatte er eine Truppenmacht von mehr als 200,000 Mann unter seinem Oberbefehl, verwilderte Krieger, die keine Schonung und Barmherzigkeit kannten. Rakoczy barg sich mit seinem kleinen Gefolge in den unzugänglichen Wäldern und Felsenthälern, während Achatius Barcsay, der früher als Gubernator sich die Zufriedenheit der Türken und der Eingebornen erworben hatte, nach dem Felde von Jenö eilte, um zu den Füßen des Gewaltigen Gnade für das Land zu erflehen. In seinem Prachtzelte ernannte der Großwesir den vor ihm Knien den zum Lchnfürsten von Siebenbürgen. Zugleich erhöhte er den Tribut von 15,000 auf 50,000 Ducaten und legte dem Lande eine Kriegsentschädigung von einer halben Million auf. Die Stände fügten sich dem Machtgcbote; zu Schäß- ".Okt. bürg schwuren sie dem neuen Fürsten den Eid der Treue. Der Sachsengraf Johannes Lutsch, der einst in Straßburg seine Studien gemacht, und zwei Edel leute mußten dem Großwesir als Geißeln nach Konstantinopel folgen, als die Vorgänge in Asien dessen schnelle Abreise nöthig machten. Blmgc- Das strenge Regiment und die durchgreifenden Reformen des türkischen Staats- Aleppo" manncs hatten unter den Statthaltern und Sandschakbcgs große Unzufriedenheit erzeugt; auch die Zanitscharen und Sipahi waren unwillig, daß das zuchtlose, ungebundene Leben, an das sie sich so lange gewöhnt hatten, nun aufhören sollte. Diese Mißstim mung benutzte ein kühner Abenteurer, Abasa- Hasan, um eine Empörung zu erregen, die sich bald über ganz Vorderasien verbreitete. Murtasa-Pascha, der den Aufruhr unterdrücken wollte, wurde in einer blutigen Fcldschlacht bei Jlghun auss Haupt ge schlagen. Er zog mit dem Reste seiner Armee nach Aleppo, wo sich bald auch Köprili einfand. Abasa-Hasan wurde unter der Vorspiegelung, daß ihm als Preis der Unter werfung Vergebung und die Gnade des Großherrn zu Theil werden würde, gleichfalls issss "ach Aleppo gelockt. Ein fröhliches Mahl, bis in die Mitternacht verlängert, sollte die