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400 I). Das Zeitalter Ludwigs XIV. erblickte Europa mit Erstaunen französische Galeeren und Handelsschiffe auf allen Meeren, in allen Welttheilen; und nicht genug, daß die Feldherren der Land armem in strategischer Kunst die erste Stelle behauptete», auch die Admiräle Du Quesne und Tourville wetteiferten mit einem Tramp und de Ruytcr und machten auch in der beweglichen Secwelt den französischen Namen geachtet und gefürchtet. Von Du Quesne sagte man, er freue sich des aufgeregten Meeres und schreite ans ihm daher wie auf dem festen Lande. Zu seinen rühmlichsten Thaten gehörte sei» Kampf gegen die Berberesken. Wie einst Karl V. so suchte auch Ludwig XIV. das Mittelmeer von den Corsaren der nordafrikanischcn "si. Küste zu säubern. Zu dem Zweck verfolgte der Admiral flüchtige Tripolitauer bis in den Hafen von Chios, versenkte einen Thcil der Raubschiffe und ließ ans die Stadt feuern, ohne sich durch den herbcieilenden Capudan-Pascha Einhalt gebie ten zu lassen. Alle gefangenen Christensclavcn mußten in Freiheit gesetzt werden. Den Unwillen der Pforte suchte Ludwig durch Geldgeschenke zu beschwichtigen. Die Regierung in Konstantinopcl unterdrückte ihren Unwillen, damit nicht Frank reich gemeine Sache mit Oesterreich und den andern gegen die Osmanen verbün- is82. 83. deten Mächten mache. In den beiden folgenden Jahren, während die Türken ihren ungarischen Feldzug bis nach Wien ausdehntcn, belagerte Du Quesne die alte Seeräuberburg Algier, eröffnete ein wirksames Feuer gegen die Stadt und die Magazine und zwang den Dey zu einem für die französische Flagge ehren vollen Vertrag. Auch der Beherrscher von Tunis mußte demselben beitreten. Einige Jahre nachher genügte das Erscheinen einer französischen Flotte vor Ca- dix, um die spanische Regierung zur Milderung ihrer Zollgesetze zu bewegen. Durch die Verbindung mit der Pforte suchte Frankreich den Venetianern und Holländern den Levantischen Handel zu entziehen. Alles vereinigte sich, um das monarchische Frankreich an die Spitze der Staatenfamilie zu erheben, den Franzosen das Selbstgefühl der schen Lebens „großen Nation" zu verleihen. WieLudwigXIV. an Herrschergaben, gebieterischem der höheren Wesen und königlichem Anstand vor allen Fürsten seiner Zeit hervorragte, so Gm»»!,. wEn sej,ie Feldherren und Staatsmänner allen andern überlegen. In den Künsten der Diplomatie nahmen die französischen Gesandten und Unterhändler den ersten Rang ein; und wenn auch Turenne und Conde vom Schauplatz ab getreten waren, so standen noch immer Führer wie Crequi, Luxemburg, Catinat, Schömberg, Vauban an der Spitze der Heere, und Louvois war auf militäri schein Gebiet ein eben so fruchtbares Genie, wie Colbert aus administrativem- Freilich fiel es dem letzteren mit jedem Jahr schwerer, den Staatshaushalt in Ordnung zu halten, die Mittel zu beschaffen, welche Luxus und Verschwendung im Innern, verbunden mit der Unterhaltung der Heere und den Subsidien und Jahrgeldern im Auslände in Anspruch uahmcn. Denn Ludwig XIV. liebte cs, sich überall als König zu zeigen, mit freigebiger Hand Huldigungen und Dienste zu belohnen. Der Hof in Versailles entfaltete eine bis dahin noch nie gesehene