394 v. Das Zeitalter Ludwigs XIV. 6 Fehrkelkm, Saßvach. Nynlmeger Friede», Diplom-,- Während Ludwigs Heere und Feldherren mit den Waffen die Feinde be- kämpften, waren seine Diplomaten und Agenten thätig, denselben Gegner im eigenen Hause oder bei den Nachbarn zu erwecken. Mit der Kriegführung ging eine großartige Politik Hand in Hand. Verwandtschaftliche Beziehungen und religiöse Sympathien waren an manchen Höfen wirksame Hebel des französischen Interesses; und wo diese nicht eingesetzt werden konnten, da halsen Subsidien und Jahrgelder. Denn Niemand verstand die Kunst „Thore der Städte mit Gold zu öffnen" besser nnzuwenden als Ludwig XIV. In Ungarn und Sieben bürgen, in Polen und in der Türkei war die französische Diplomatie thätig, der österreichischen Herrschaft Feindschaften zu bereiten, welche den Kaiser nöthigten, seine Aufmerksamkeit mehr dem Osten zuzuwenden und seine Streitkräftc zu theilen; in Sicilien erhob die Stadt Messina, erbittert über die Verletzung ihrer Vor rechte durch eine neue Auflage, die Fahne der Empörung gegen Spanien und stellte sich unter Frankreichs Schutzhcrrschaft; eine Kriegsflotte unter Admiral Du Quesne kämpfte mit Glück gegen die spanischen Galeeren in den sicilischen Gewässern, so daß die Regierung in Madrid neue Streitkräftc nach der Insel senden mußte und dadurch verhindert ward, die Franzosen in den Niederlanden und an den Pyrenäen mit dem rechten Nachdruck zu bekämpfen; in Schweden brachte eine Vermehrung der Subsidien neues Leben unter die Verbündete Aristo kratie und machte die Stockholmer Regierung zu Waffendiensten bereit, wie sie Frankreich bedurfte. Diese Künste verfehlten ihre Wirkung nicht. Wie wir später genauer er- fahren werden, fiel von Pommern aus ein schwedisches Heer unter General Wrangel in Brandenburg ein und wiederholte dort die Bedrückungen, Miß handlungen und Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges. Auf die Kunde von diesen Vorgängen sah sich der Kurfürst genöthigt, die Rheinarmce zu verlassen. Nach einem meisterhaften Marsche durch Franken erschien er mit seinem tapfern Feldherrn Derflinger in der Mark, ohne daß die Feinde die geringste Ahnung 2s, Juni, davon hatten, nahm die schwedische Besatzung in Rathenow durch einen Ueberfall gefangen, und gewann drei Tage später den glänzenden Sieg bei Fehrbellin W. Jum gber den viel stärkeren Feind. Noch nie war ein Brandenburger Fürst mit solcher strategischen Kunst und mit solcher entschlossenen Tapferkeit in die Schlacht ge zogen, wie Friedrich Wilhelm am 28. Juni. In fluchtähnlicher Eile verließen die Schweden die Mark und waren nicht im Stande, Pommern gegen den ver folgenden Feind zu behaupten. Die Schlacht von Fehrbellin war die erste große Waffenthat, die den Brandenburger Namen verherrlicht hat; Geschichte, Tradi tion und Sage haben die Erinnerung daran von Geschlecht zu Geschlecht lebendig erhalten. In dem Gemüthe des Volkes befestigte sich der Glaube, daß an diesem Tage das Haus Hohcnzollcrn in die Bahn eines weltgeschichtlichen Berufes ein-