n. Frankreich, die span, Niederlande u, die Gcneralstaatcn. 393 feste Ordnung und Disciplin an seine Fahne fesselte. Die einheitliche Macht verschaffte dem französischen Feldherr» das Ucbergcwicht über die Feinde, denen dieser Vorzug ganz und gar abging. Jeder Rcichsfürst und Reichsfeldhcrr wollrc seinen Willen durchsetzen und oft genug erregte die Haltung der kaiserlichen Be fehlshaber den Verdacht, daß man in Wien auch jetzt noch nicht aufrichtig den Krieg gegen Frankreich wünsche. Noch war in der Hofburg der Lobkowitzsche Geist nicht verschwunden. Als der Lothringer durch Turcnnc über den Rhein ge- Sun, >074. jagt ward, zögerte der kaiserliche General Bournonville so lange sich mit dem Bun desgenossen zu verbinden, daß der französische Feldherr Zeit fand auf Eilmärschen den Herzog über den deutschen Strom zu verfolgen und. nachdem er ihm bei Sinz heim eine Niederlage beigebracht, den Feind nach dem Main zu drängen und siäp der Untcrpfalz zu bemächtigen. Schon bei dieser Gelegenheit wurde die verwüstende Kriegsweisc, die dann Louvois methodisch ausbildcte, in Anwendung gebracht. Um nämlich dein Rcichsheer. das sich nach dem Mittclrhein und Elsaß in Be« wegung gesetzt, durch Vernichtung der Lebensmittel den Einmarsch zu erschweren, wurden auf der linken Seite des Flusses die Dörfer und Meicrhöfe in Brand ge setzt, die Fruchtfclder und Obstbäumc verwüstet. Als der Kurfürst von der Pfalz von der Altane des Heidelberger Schlosses in dem überrheinischcn Theile seines Landes die Flamme emporlodcrn sah, wurde er so sehr von Unwillen und Mit leid ergriffen, daß er dem französischen Herzog, dessen Vater in der Pfalz einst eine Zuflucht gefunden, ein Schreiben zusandte, das eine Herausforderung ent hielt. Turenne lehnte den Zweikampf ab, weil der Dienst des Königs dies nicht gestatte. Und in der That war es nicht persönlicher Haß oder Gefallen an Gewalt samkeit, was den Feldherrn zu diesem Verfahren bewog, sondern nur die eiserne und barbarische Kriegsweisc, die man in Paris für nothwcndig erachtete, An wandlungen vom Grausamkeit waren seiner Seele fremd. In Wien gelang es endlich den Vorstellungen der Feldherrn, bei dem Kaiser die Entfernung des im französischen Interesse wirkenden Ministers Lobkowitz zu erwirken, und eine ernst- Ott. >«74. liche Kriegsführung ins Leben zu rufen. Demzufolge überschritten im Spätherbst die Kaiserlichen und die Reichsarmee in getrennten Abtheilungeu den Rhein, um sich im Elsaß fcstzusctzcn. Aber durch eine Reihe vereinzelter Angriffe und Uebcr- fälle mitten im Winter brachte Turenne den weitauseinander liegenden deutschen Truppen so viele Verluste bei, daß sie sich wieder über den Rhein zurückziehen Jan. >«75. mußten. Selbst Kurfürst Friedrich Wilhelm und sein Feldherr Derfliugcr waren nicht vermögend, die zerstreuten und uneinigen Heerkörper zu einer gemeinsamen Action gegen den Meister der strategischen Kunst zu vereinigen. Nach dem schar fen Treffen bei Türkheim mußten auch die Brandenburger das linke Stromufer ö. San. aufgeben. Turenne wurde wegen dieses Winterfeldzugs im Elsaß gegen einen an Strcitkräften ihm überlegenen Feind mit Recht gefeiert; er hatte eben den Vorthcil einer einheitlichen planmäßigen Führung gegenüber einem gespaltenen Heerkörper.