390 I). Das Zeitalter Ludwigs XIV. Depeschen an ihn oder gleich nach Paris schicke". Im Regensburger Reichstag aber wußte der französische Bevollmächtigte mit Hülfe der von dem König gewonnenen Re gierungen den Beschluß einer Mobilmachung des Rcichsheeres zu verhindern. Kein Wunder, daß die Ansprüche Ludwigs XIV. immer höher stiegen, die Rücksichtslosig keiten der französischen Heerführer immer greller hervortraten. Der Friedenskongreß zu 2b-?>m>Köln unter Schwedens Vermittelung brachte keinen Ausgleich zu Stande, da die Gc- ' ncralstaaten auf die von Ludwig erhobenen Forderungen nicht eingehen konnten, und selbst der Kurfürst Friedrich Wilhelm sah sich gcnöthigt, um seine Clcvcschcn Besitzungen ie. Juni zurück zu erhalten, zu Vossem bei Löwen mit Frankreich einen Ncutralitätsvcrtrag zu schließen und vom Kampfplatz abzutrcten. Doch behielt er sich freie Hand vor für den Fall, daß das Reich in den Krieg verwickelt würde. Dagegen erlangten die Vereinigten Staaten einen Verbündeten an Spanien. Auch in dem Madrider Cabinct bestand wie in dem Wiener ein Zwiespalt der Meinungen; aber durch den Marquis de Eastclrodrigo, einen Mann von Geist und Redcgabc, erhielt die antifranzösischc Partei das Uebcrge- wicht. Man gab endlich den ererbten Haß gegen den „Ketzer- und Rcbellcnstaat" aus. Im Haag wurde ein Vertrag zu gegenseitiger Hülse geschlossen und der Graf von Mon- tercy, damals Gouverneur in Brüssel leistete dem Prinzen von Oranien Beistand aus einem Feldzug gegen Charlcroi. Darin erkannte Ludwig einen Bruch des Aachener Friedens und erklärte nun seinerseits an Spanien den Krieg. Jetzt kam auch für den Kaiser Leopold die Zeit, eine entschiedene Stellung zu nehmen. Die französischen Heere hatten wiederholt das Reichsgebiet betreten; Turenne hatte mehrere Rheinübergänge in seiner Gewalt, im Elsaß, in Lothringen, in den drei Bisthümern waren die alten Gerecht same nicht beachtet worden; sollten alle diese Rechtsverletzungen ruhig geduldet werden? Dann war es um die Ehre des Kaisers und um die Sicherheit des Reichs geschehen. Wir wissen ja, wie viele Federn schon zur Zeit des westfälischen Friedens im Solde Frankreichs thätig waren, um die unerhörtesten Ansprüche des Königs zu rechtfertigen sXI, 1019). Auch war es für Leopold ein unerträglicher Gedanke, daß die beiden Linien des Habsburger Hauses in der Politik verschiedene Wege gehen sollten. Gerade aus dieser Vereinigung waren früher so große Resultate erzielt worden. So entschloß sich denn der Kaiser nach langem innerem Kampfe, dein Kriegsblind gegen Frankreich 28. Aug. beizutreten. An heiliger Stätte, vor einem Gnadenbilde in einer Jesuitcnkirche faßte ec ""'''den Entschluß. Montccuccoli erhielt den Befehl über den Rhein zu setzen; die Rück- Decbr. I67S. eroberung von Bonn, welches Turenne besetzt hatte, bezeichnet die neue Wendung des Krieges. Ter neue Noch waren die Gesandten in Köln versammelt, unter ihnen Wilhelm von ge^en Sra^k-Fnrstenbcrg. Da wurde der verräthcrischc Prälat von kaiserlichen Soldaten auf >4. F-Äj der Straße überfallen und nach Oesterreich in sicheres Gewahrsam gebracht. Dies gab den übrigen das Zeichen, daß nun die Zeit für die Friedensunterhand- lungen vorüber sei. Nun konnte auch das Reich nicht mehr zurück bleiben. Die geistlichen Herren von Köln und Münster sahen sich genöthigt, ihrem Bündniß mit Ludwig XIV. zu entsagen und mit Holland Frieden zu machen. Der Pfalzgraf Karl Ludwig, der bisher aus persönlichen, dynastischen und politi schen Rücksichten sich vom Krieg wider Frankreich fern gehalten, schloß sich der Allianz an; auch der Kurfürst von Brandenburg war froh, von der lästige» Neutralität befreit zu sein. Sein wohlgerüstetcs schlagfertiges Heer bildete de» M.ü >«74. besten Bcstandthcil der Rcichsarmcc. Endlich erklärte sich auch der Regensburger