388 v. Das Zeitalter Ludwigs XIV. und gehöhnt. Und die Thal blieb ungestraft, ja der Haupträdelsführer erhielt ein kleines Amt. De Witts Nachfolger als Großpensionar des Rathcs wnrde Kaspar Fagel, der jetzt ganz in das Oranische Heerlager überging. Rmun" To entehrend und schmachvoll imnier die barbarische Begebenheit in den Straßen des Haag für das holländische Volk war, die durch die blutige Action eingeleitete Veränderung in dein Regiincnte gab dem Staat Einheit und Kraft. Der gährende Volksgcist hatte mit fürchterlichem Instinkte den Weg der Rettung erkannt und betreten. Wilhelm III. von Oranten, der Urenkel des Schweigers, auf den sowohl die kluge Besonnenheit und Charakterstärke als das Feldherrn talent und die unermüdliche Thätigkeit seiner Vorfahren nbergegangen war, weckte kriegerischen Sinn und patriotische Begeisterung in den Bürgern und Sol daten. Er war entschlossen, die Republik, deren Leitung ihm jetzt zugefallen, in ihrer ganzen Macht und in ihrer politischen und religiösen Unabhängigkeit zu be haupten. „Das Vaterland rechnet auf mich" gab er den zu Frieden und Unter werfung Rächenden zur Antwort; „ich werde es nie unwürdigen Rücksichten opfern, sondern, wenn es sein muß, mit ihm in der letzten Schanze untergehen." Und als ob der Himmel selbst den patriotischen Aufschwung begünstige, nahm jetzt die Trockenheit, welche bisher die Unternehmungen der Franzosen und insbesondere den Rheinübergang bei Tolhuis so wunderbar begünstigt hatte, ein Ende. Schon früher hatten die Einwohner Hollands die Dämme durchstochen und die Schleu sten geöffnet, um dem Feinde die Annäherung unmöglich zu machen; jetzt sülllen sich die Canäle und es traten jene Ueberfluthungen ein, denen in früheren Zeiten Holland so oft seine Rettung verdankte, die aber auch freilich die Ernte auf Jahre zerstörten und den Boden beschädigten. In den östlichen Theilen leistete» die Bürger und Besatzungsmannschaften von Groningen und Locverden den köl- nisch-münsterischen Truppen unter Führung eines deutschen Veteranen aus dem dreißigjährigen Krieg so erfolgreichen Widerstand, daß die feindlichen Heere nach August i°r2. großen Verlusten zum Abzug sich gezwungen sahen. Die englisch-französische Flotte, die vom Texel aus eine Landung unternehmen wollte, wurde durch eine Ebbe von ungewöhnlicher Dauer und durch ungünstigen Wind so lange zurück gehalten, bis de Ruyters Geschwader herbeikam und das Unternehmen verhin derte. Und als der Marschall von Luxemburg zu Anfang des Winters, da der Frost die überschwemmten Felder in Eisflächen verwandelte, von Utrecht aus einen Feldzug in das Innere von Holland unternahm, wurde sein Vorhaben durch plötzlich eintretcndes Thauwetter vereitelt. Noch lange erzählte man sich von den Gräuelthaten, welche die über die getäuschten Erwartungen wüthende franzö sische Soldatesca in den Orten Bodegrave und Swammerdam verübte. So unter stützten die Elemente und die Natur des Landes die patriotischen Anstrengungen der Holländer. Auf den Knien flehte das Volk um den Beistand des Himmels. „Und so innig sie beteten, so tapfer stritten sie." Während des folgenden Sommers lieferte die holländische Flotte unter de Richter und Tromp der englisch-französisch^