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n. Frankreich, die span. Niederlande u. die Generalstaaten. 387 Bundesgenossen, Ludwig wies die Anerbietungen von der Hand. Er stellte Forderungen, welche so tief in das Staats- und Verfassungsleben der Republik Angriffen, daß die regierenden Herren unmöglich darauf entgehen konnten. Nicht Nur daß er auch noch den auf dem linken Waalufer gelegenen Theil von Geldern »nt Nymwegen und eine höhere Entschädigungssumme verlangte; die Staaten sollten die Eingangszölle für französische Produkte und Maaren abschaffcn, sollten den Katholiken freie Religionsübung und Zutritt zu allen Aemtern gestatten und durch ein Dcnkzcichen kund thun, daß die Republik ihre Erhaltung der Gnade Frankreichs verdanke. So entehrend diese Bedingungen waren, so wurden doch die Unterhandlungen nicht abgebrochen, bis eine unerwartete Katastrophe eintrat, welche die ganze Sachlage änderte. Kaum nämlich war Ludwig XIV., der nur nach dem Ruhme des Siegers, nicht nach den Beschwerden des Feldzugs Ver langen trug, nach Versailles zu seinen Hoffesten, Schmeichlern und Buhlerinncn zurückgekehrt; als die oranische Volkspartei, nachdem sie auf blutigen Wegen zur Herrschaft gelangt war, mit Energie zur Rettung des Vaterlandes aus Schmach und Verderben schritt. Die Anhänger des Prinzen und alle dem herrschenden Aristokratenregiment Ermüdung feindseligen Elemente schoben die ganze Schuld des Unglücks auf die Republikaner, d-WM. die das Land in unzureichenden Vertheidigungsstand gesetzt hätten; sie klagten den Großpensionär de Witt des Landesverraths und des Einverständnisses mit Frankreich an, die französische Herrschaft sei ihm und seinen Genossen lieber als die des Oraniers. Bei einem Mordanfalle wurde de Witt verwundet; der Hauptthäter ward ergriffen und hingerichtet, aber so hoch ging bereits die populäre 20.3un>. Bewegung, daß der Schuldige als patriotischer Märtyrer verherrlicht wurde. In Holland und Seeland forderte das Volk mit Ungestüm die Aufhebung des Ewigen Ediktes und die Einsetzung des Prinzen von Oranien zum Statthalter und Oberbefehlshaber der Land- und Seemacht. Die Herren des Raths gehorchten, sie legten das Schicksal der Republik in die Hände des zwciundzwanzigjührigen Fürsten. Aber die Volksrache verlangte ihr Opfer. Der Rathspensionär und sein Bruder Cornelius, Kricgscommissar und Ruward, galten für die unerbitt lichsten Gegner des Oraniers; wider sie richtete sich die Wuth der von Demagogen und geistlichen Zeloten aufgeregten unteren Volksklassen. Cornelius de Witt lag als Angeklagter im Haager Gefängniß; sein Bruder der Rathspensionar besuchte ihn. In diesem Augenblick brach ein Volkshaufcu durch die Thüren, riß die «»g. beiden Brüder unter Verwünschungen und Mißhandlungen auf die Straße, nm sie zum Hochgericht zu führen. Dort traten ihnen neue Pöbelmasscn in den Weg, und nun ereignete sich eine jener Grüuelscenen, wie die Geschichte revolu tionärer Volksaufstände, wenn Haß und Parteiwuth die populären Elemente in Gährung setzt, so manche zu berichten hat. Die beiden hochherzigen und vater ländischen Männer, Johann und Cornelius de Witt wurden auf gräßliche Weise ermordet und ihre Leichname von der entmenschten Rotte verstümmelt, beschimpft 25*