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386 v. Das Zeitalter Ludwigs XIV. haltende Trockenheit seicht gewordenen Strom. Dieses Unternehmen, wobei frei lich mancher tapfere Mann, darunter der junge Longueville, einer der Mitbe werber um die polnische Krone, den Tod fand, entschied über das Schicksal deS Feldzugs. Der Prinz von Oranien, der die Uebcrgänge über die Assel bewacht hatte, zog sich nach Utrecht und überließ das nördliche Land den geistlichen Herren von Köln und Münster und ihren rohen Soldkncchten. Unaufhaltsam drangen die Feinde vorwärts: in Kurzem war ganz Geldcrland mit den Städten Arn heim und Nymwegen und die Betuve, das alte Bataverland, in den Händen der Franzosen; auch Utrecht, das die von dem Prinzen geforderte Zerstörung der Vorstädte nicht zulassc» wollte, mußte sich ergeben; schon wurde die Provinz Holland bedroht, wohin sich Wilhelm mit seinen geringen Mannschaften gezogen; französische Dragoner streiften bis nach Muyden, bis in die Nähe von Amster dam. Da war Holland in Noth. Schrecken und Bestürzung bemächtigten sich aller Geinüthcr; viele flohen nach Seeland, nach Hamburg, nach Dänemark, „lieber dem ganzen Lande lag jenes betäubende Gefühl, wo ein Jeder, an den öffentlichen Dingen verzweifelnd, nur sein persönliches Dasein zu retten sucht." Zur See hoffte der Herzog von Vork, trotz der unentschiedenen Seeschlacht bei Southwoldsbay die Landung an der holländischen Küste zu erzwingen. Hätte der König den Vorschlag des bei dem Rheinübcrgang verwundeten Conde an genommen, sogleich auf die Hauptstadt loszugehen, so wäre die Republik verloren gewesen; Louvois' und Turcnncs Rath, zuvor die Festungen einzunehmen und durch Besatzungen zu sichern, gab den Holländern Zeit, sich zu fassen und in der Natur und Bodenbeschaffcnheit des Landes Hülfe zu suchen. Che sie aber zu diesem verzweifelten Mittel griffen, machten die hochmögen den Herren in Amsterdam bei dem König selbst Friedensversuche. Demüthig 2«-Am„ahete sich Peter dc Groot, gleich seinem Vater Hugo am französischen Hofe gerne gesehen, dem königlichen Lager und richtete im Aufträge der Generalstaaten an den Monarchen die Bitte, „er möge doch die Bedingungen bezeichnen, unter denen er ihnen sein früheres, von den Vorfahren ererbtes Wohlwollen wieder schenken wolle." Der Gesandte war zu weitgehenden Zugeständnissen ermächtigt: die aristokratischen Häupter wäre» bereit gewesen ihre wankende Autorität durch große Opfer zu erkaufen. Blieben nur die alten Provinzen in ihrer Integrität, ihrer Verfassung und Unabhängigkeit erhalten, so waren sie erbötig, dem König eine Entschädigung von 12 Millionen Livres und die Abtretung der sogenannten „Generalitätslande" zu gewähren, also ihm alle die Landschaften und Städte zu überlassen, die allmählich durch den Krieg den Vereinigten Staaten zugewandt worden waren. Dazu gehörten die wichtigen Städte Mastricht und Venloo, Herzogenbusch und Breda. Ludwig hätte dadurch in der Mitte der beiden nieder ländischen Staaten eine schiedsrichterliche Stellung gewonnen, die früher odcr später zu einer Herrschaft odcr zu einem Protektorat über beide Hütte führe» müssen. Aber sei es aus Uebermuth, sei es aus Rücksicht für de» englische"