II. Frankreich, die span. Niederlande u. die Generalstaaten. 383 die Räthe der Krone, thcils ans katholischen Sympathien wie Clifford und Arlington theils aus selbstsüchtigen und eigennützigen Motiven oder aus Servilität sich zur Unterzeichnung des Tractats bereitwillig finden ließen. Nur der Artikel über den^T"*"' Religionswechscl des Königs wurde geheim gehalten, damit Volk und Parlament nicht vor der Zeit beunruhigt würden. In dieser Form wurde dann der Allianz vertrag zwischen Frankreich und England bekannt gemacht. Wie hatte sich in wenigen Jahren die politische Lage geändert! Noch unlängst Müna» im konnten de Witt und William Temple den stolzen Gedanken hegen, die Triple- allianz zu einem europäischen Bunde für die Erhaltung der spanischen Monarchie und des Gleichgewichts der Mächte auszubilden; und nun stand die Republik Holland einsam und allein einem übermächtigen Feinde gegenüber, zur See den Angriffen der englischen Marine, zu Land den französischen Heeren und ihren Verbündeten biosgestellt. Ihr nächster Nachbar, Maximilian Heinrich, Kurfürst von Köln und Bischof von Lüttich, hatte sich schon oft über die ketzerische Republik geärgert, welche die Feste Nhcinberg besetzt hielt und allen Mißvergnügten seines Kurfürstenthums einen Rückhalt gewährte. Jetzt bot sich ihm eine Gelegenheit, seinen Nachbarhaß und Religionseiser zu befriedigen und zugleich ein schönes Stück Geld für sich und seinen Fürstenberg zu gewinnen. Der Kurfürst hatte schon früher die rheinische Allianz erneuert; nun schloß er ein Schutz- und Trutz- bündniß mit dem König und verpfändete ihm die Festung Neuß. Dahin legte alsbald Ludwig eine französisch-schweizerische Besatzungsarmec und machte die Stadt zu einem Kriegsmagazin. Zugleich versprach der geistliche Herr gegen Zusicherung namhafter Subsidien und der Einräumung von Rheinberg und Mastricht, wenn sie erobert sein würden, Hülfstruppen zu dem königlichen Heer zu stellen. Einen ähnlichen Vertrag schloß auch der Bischof von Münster, Christoph Bernhard von Galen, „der es liebte, den Kriegsmantel um das geist liche Gewand zu schlagen", mit Frankreich ab. Seine Mannschaften sollten mit den Kölnischen vereinigt werden, dafür wurden ihm Subsidien zugesagt, die ihm monatlich „in blanken Thalern" zu Metz ausgezahlt werde» sollten. „Wenigstens so weit gedachten die Bischöfe ihres Verhältnisses zum deutschen Reich, daß sie sich von dem König Zusagen ließen, das Reich selbst nicht zu bekriegen und keine Eroberung an dem rechten Ufer des Rheins und der Maas für sich zu behalten." Der Herzog von Hannover und sein Bruder, der Bischof von Osnabrück, ließen sich zu einem Vertrag herbei, durch den sie sich gegen eine bestimmte Geldsumme verpflichteten, den französischen Truppen Durchzug, Kauf von Lebensmitteln und Errichtung von Magazinen zu gestatten und keine Werbungen für andere zuzu lassen. Des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz glaubte man in Paris sicher zu sein, seitdem dessen Tochter Elisabeth Charlotte die zweite Gemahlin des Herzogs von Orleans geworden. Selbst bei dem Kurfürsten von Brandenburg A?'""'- versuchte der geschäftige Wilhelm von Fürstenberg seine Verführungskünste. Durch einen Bund mit Frankreich, stellte er dem Oheim des Oranicrs vor, könne