322 0. Die pyrenäische und die apenninische Halbinsel. Scudi war ein zweifelhafter Gewinn. Toscana ging seit der Mitte des Jahr hunderts demselben Verfall entgegen, in den schon die meisten übrigen Staaten Italiens gerathen waren. Wie im Kirchenstaat und in Unteritalien trieben auch im Florentiner Großherzogthum Banditenschaarcn ungestört ihr Unwesen und spotteten aller Gesetze und Obrigkeit. Die Anstalten zur Entwässerung und Cul- tivirung der Maremmen wurden fortgesetzt, aber die Erfolge standen mit den darauf verwendeten Kosten in keinem Verhältniß. — Einen Mißton in die Hof stimmung brachte die Gemahlin des Crbgroßherzogs Cosimo, Margaretha Louise von Orleans. Gegen ihren Willen in das italienische Fürstenhaus verhcirathet (1661), hat die lebhafte, ehrgeizige, zu excentrischem Wesen hinneigende Prinzessin nie ausgehört, durch Ränke und Jntriguen den Familienfrieden zu stören. Von ihrem Gemahle lieblos behandelt und hinter Mutter und Großmutter zurückge setzt, fühlte sie sich in ihrem Stolze verletzt und ließ ihrem Unmuth und Verdruß freien Lauf. Aus Abneigung gegen die Dynastie wollte sie keinen Erben zur Welt bringen und'suchte daher während ihrer Schwangerschaft durch Reuen und heftige Bewegungen ihre Leibesfrucht zu vernichten. Doch vergebens. Sie gebar zwei Söhne und eine Tochter, aber nach vierzehnjährigem Zusammenleben, nach dem ihr Gemahl bereits den florentinischen Thron bestiegen hatte, entfernte sie sich ans Florenz, um nie mehr dahin zurückzukchren. Sie nahm ihren Aufent halt in dem Kloster Montmartre bei Paris, wo sie ein Leben in niedriger Sinnen lust führte und durch Kabalen, Schuldenmachcn und Verschwendung dein groß- herzoglichen Hof viel Verdruß bereitete. Unter Cosimo III. wurde das Grvß- Hlms-s herzogthum Toscana und das Mediceische Herrscherhaus auf der abschüssigen ,«i7o'->72!l Bahn rasch weiter getrieben. Von Mönchen und Geistlichen erzogen hielt der neue Fürst die Verherrlichung der Kirche, die Bekehrung der Ketzer und die Be reicherung des Klerus für seine erste und höchste Regentcnpflicht, neben welcher nur noch die Fürsorge für den Glanz des Hofes, für den Prunk der Mediceischcn Familie, für Festlichkeiten, Gepränge und Theater Interesse zu erregen vermochte. Seine lange Regierung war das Grab des florentinischen Wohlstandes. „Man erhob das Geld, das auf unnütze Pracht, auf Stiftung neuer Klöster und Pen- sionirung von Proselyten verwandt wurde, durch unerträgliche Abgaben von den Unterthanen, und je weniger bei der abnehmenden Wohlhabenheit des Landes die alten Steuern abwarfen, desto härter trieb man ihre letzten Reste ein und desto gieriger erfand man neue. Alles Gott und der Kirche zu venneinten Ehren, wie sich auch der Großhcrzog aus gleicher Absicht in die heiligsten Familicnvcr- hältnisse aller seiner Unterthanen mischte! Der Staat seufzte unter einer drückenden Last von Schulden und aller Wohlstand war vertrocknet. Auch kamen jetzt zu allen alten schweren Ausgaben noch große Reichssteuern und Kricgsbeiträge hinzu, die der Großherzog als Vasall des Reichs entrichten sollte, so sehr er auch gegen dieses Verhältniß protestirtc." Graf Antonio Caraffa erhob im I. 1601 eine Contribution von 103,000 Scudi. Man sah wieder bewaffnete Banden