II. Italien und Sicilicn. 321 zuletzt nur auf Macht und Genuß hinauslaufen und das Geistliche aufs Neue verweltlichen." 2. Das grotzljerzngthum Toscana. Wenn der Kirchenstaat vermöge der Autorität, die dem wenn auch "nMcdN-,sche Sinken begriffenen Pontificat in den Augen der katholischen Welt beiwohnte, zwischen der spanisch-österreichischen und der französischen Hegemonie noch immer eine gewisse selbständige Stellung zu behaupten vermochte; so wurde» dagegen alle weltlichen Staaten Italiens in eine mehr oder minder scharf ausgeprägte Abhängigkeit zu der einen oder andern dieser Großmächte gebracht. In Toscana, wo die ersten Großhcrzoge aus dein Mediceischcn Hause gleichfalls dieFamilicn- politik ausgebildet und mit Geschick geübt hatten, zwischen der spanischen und der französischen Partei sich in der Schwebe zu halten und dadurch dem floren- tinischcn Staat Unabhängigkeit und Freiheit des Handelns, der gesammten Halb insel ein gewisses politisches Gleichgewicht zu bewahren, wich Ferdinand II., nach- »7!/.' dem er der vormundschaftlichen Regierung entwachsen war sXI, 331), von der traditionellen Staatskunst seiner Vorfahren ab, indem er auf Anregung seiner Mutter, der Erzherzogin Maria Magdalena und gewonnen durch schmeichelhafte Ehrenzugeständniffe sich entschieden auf die spanisch-österreichische Seite stellte und den Gcldbedürfnissen des habsburgischen Hauses mit seinen Schützen zu Hülfe kam. Dadurch hatte er die Genugthuung, daß die spanische Großmacht bei jeder Gelegen heit seiner Eitelkeit schmeichelte, ihn mit dem Selbstgefühl erfüllte, als ob er in der italienischen Politik eine hervorragende Rolle spiele, und ihn gegen den Ehrgeiz Und die Annexionsgelüste der Barberini in Schutz nahm. Dennoch wurden die Ansprüche, die er im Namen seiner Gemahlin Vittoria della Rovcre von Urbino »us diese Herrschaft machte, durch den päpstlichen Stuhl vereitelt, der Urbino als Kirchcnlchen einzog und sich nur zu einer knappen Entschädigung verstand. So kam es, daß unter dem milden und friedliebenden Ferdinand II. das Me trische Haus und das Großhcrzogthum Toscana von der früheren Höhe herab stiegen. Der gesammelte Schatz ging großentheils verloren, als Ferdinand hch ganz an die Habsburger anschloß und die leeren Hände der Spanier und Sesterreicher mit den ersparten und erworbenen Summen seiner Vorgänger füllte. Sie Priesterschaft, die schon unter der vorhergehenden Regierung das geistige und lstsellschaftliche Leben in Zucht genommen, erlangte immer mehr Macht und poli- chchen Einfluß, die mittelalterigen Agrarverhältnisse mit Steuerfreiheit der seligen Gutsbesitzer und die verkehrten Maßregeln der Regierung in Beziehung "us Kornhandel und Getreidcsteuer, verbunden mit Pest und Mißwachs schlugen tn Laude tiefe Wunden, die auch der äußere Glanz nicht zu verhüllen ver mochte. Die Ueberkragung der Herrschaft Pontremoli, eines alten Reichslehcns w°o. ^°n Spanien-Oesterreich an den Großherzog um den Preis einer halben Million Wkbir, Wkllg-schich«. XII. 21