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310 6. Die pyrenäische und die apenninische Halbinsel. schanzte Lager bezogen hatte, um die einheimischen Truppen abzuhärtcn und ihre Zahl zu mehren. Erst im dritten Jahr des Feldzuges, nachdem das spanische Heer mit frischen Zuzügen verstärkt worden, beschloß Don Juan d'Austria einen entscheidenden Plan zu unternehmen. Die wichtige Stadt Evora wurde zu einer M-n we3. wenig ehrenhaften Kapitulation gezwungen; seine Vorhut bedrohte schon die Hauptstadt, wo die Unruhe und Aufregung sich in Volkstumulten Luft machte. Aber auch dieser Gefahr entging das Königreich. Mit Hülfe des damals all mächtigen Ministers Castello-Melhor brachte Schömberg ein namhaftes Heer zusammen, dem der englische König, um der bei seiner Vermählung mit der In fantin Katharina cingcgangencn Verpflichtung zu genügen, zweitausend Fußgänger und tausend Reiter nebst zehn Kriegsschiffen beifügte. Da die parlamentarischen Bewilligungen nicht hinreichend waren, gewährte Ludwig XIV. heimlich zwei Millionen Livres. Schlacht bei Von diesem Heer wurden unter Schömbergs Oberbefehl die Spanier bei 3.JÜ,n i6S3i Amexial angegriffen und vollständig aufs Haupt geschlagen. 4000Todte deckten das Waffcnfeld, darunter viele Offiziere, noch größer war die Zahl der Gefan genen; Geschütz, Waffen, Kriegskasse und zahlreiche Fahnen und Standarten fielen in die Hände der Sieger, unter denen die Engländer, lauter Veteranen aus schottischen Garnisonen, sich besonders hervorthatcn. Nur cntmuthigte Ueberrcstc konnte der zürnende Feldherr nach Badajoz zurückführcn. Evora und alle Er oberungen des Jahres gingen wieder verloren. „Durch diese Schlacht wurde dein Braganza das bisher noch wankende Rcichsdiadcm befestigt." Kein Wunder daß die Kunde davon in der Hauptstadt mit unermeßlichem Jubel vernommen ward. Von der Zeit an war der Stern der Unabhängigkeit Portugals im Anfgehcn. Als Schömberg und der Marquez von Marialva kurz vor dem Tode des casti- lischen Königs Philipp IV. dem spanischen Heere bei Montes claros in der Nähe von Villa-Vicosa, dem Stammsitze der Familie Braganza eine neue große Nie derlage beibrachten, war an der dauernden Existenz des Königreichs Portugal nicht mehr zu zweifeln. Unterhand- Der Sieg bei Montes Claros förderte die Friedensverhandlmigen, die lungen und, ^ .. , —. , . «riedcns-bereits m die verschlungene „Jrrgange der Diplomatie" eingelaufen waren. Seit- ivA-A dem eine französische Edeldame im Schlosse zu Lissabon Hof hielt und die schlum mernden Sympathien für ihr Heimathland neubelebte, zeigte auch Ludwig XIV. mehr Eifer, von den Banden des Pyrenäischcn Friedens sich zu befreien. Sein Gesandter Saint-Romain gab sich alle Mühe, mit Hülfe der Königin das alte Bundesverhältniß zwischen Portugal und Frankreich wieder herzustellcn. Cs gelang dem gewandten Diplomaten, die gereizte Stimmung, die seit dem ge nannten Frieden in Lissabon gegen die französische Regierung obwaltete, zu zcr- Afft streuen und ein Bündniß zu Schutz und Trutz zum Abschluß zu bringen, das beiden Staaten zum Vorthcil gereichte. Denn wir werden bald erfahren, daß nach dem Tode Philipps IV. der König von Frankreich mit Forderungen hervor-